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SeGewPa

Erstversorgung nach sexualisierter Gewalt und Paargewalt

Kurzbeschreibung

Gewalthandlungen im sozialen Nahraum, zum Beispiel in der Familie oder der Paarbeziehung, am Arbeitsplatz oder in der Wohngemeinschaft, sind kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. Da Menschen entsprechend ihrer Diversitätsmerkmale wie etwa Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, kulturelle Herkunft in unterschiedlichem Ausmaß von (sexualisierter) Gewalt betroffen sind, möchten wir herausfinden, ob sich diese Betroffenen an Notaufnahmen in Krankenhäusern wenden und falls ja, wie sich diese Umstände für die unterschiedlichen Beteiligten – Gewaltbetroffene und Versorgende – darstellen.

Projektinfos

Projektlaufzeit

01.10.2022 bis 30.09.2024

Förderlinie

Problemstellung

Seit fünf Jahren werden Maßnahmen zum Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt entwickelt (Istanbul Konvention). Laut erstem Expert*innen-Bericht wurden bisher nur einige davon umgesetzt. Besonders im Rahmen von medizinischen Behandlungen spielen Diversitätsmerkmale eine spezielle Rolle, weil dort die individuelle Verletzlichkeit in einer Abhängigkeitsbeziehung (Ärzt*in-Patient*in) im Mittelpunkt steht. Uns interessiert diese, bisher wenig erforschte, Versorgungssituation von Gewaltbetroffenen unter Berücksichtigung des konkreten Belastungserlebens dieser Personen. Wir möchten herausfinden, wie diversitätssensibel Anlaufstellen ausgerichtet sind und wie die Gewaltbetroffenen und Versorgenden diese Situation einschätzen und erleben.

Projektinhalte

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in verschiedenen Forschungszugängen multiperspektivisch erworben. Zum einen werden Interviews mit gewaltbetroffenen Menschen mit unterschiedlichen Diversitätsmerkmalen geführt, um herausfinden, wie diese die Erstversorgung wahrgenommen haben und was sie möglicherweise anders gebraucht hätten. Zum anderen wird untersucht, wie sich die Versorgungssituation in den Zentralen Notaufnahmen aus Sicht der Pflegefachkräfte und Ärzt*innen darstellt. Dazu werden Interviews mit versorgenden Fachkräften und danach zusätzlich eine Online-Befragung in allen Berliner Notaufnahmen durchgeführt. Einleitend soll eine etwa zweimonatige teilnehmende Beobachtung in einer Berliner Notaufnahme durchgeführt werden. Parallel dazu werden Co-Forschende – ehemals von Gewalt betroffene Menschen – partizipativ in die Forschung miteinbezogen, damit nicht an den Perspektiven von Betroffenen vorbeigeforscht wird.

Erwartete Ergebnisse

Mit unserer multiperspektivisch komplexen Vorgehensweise ermöglichen wir eine aktuelle Bestandsaufnahme der Versorgungssituation gewaltbetroffener Menschen. Hieraus sollen inter- und transdisziplinär entwickelte Handlungsempfehlungen resultieren, die sich an den Bedarfen der Betroffenen ausrichten und hierdurch eine diversitäts- und diskriminierungssensible Erstversorgung nach erlebter (sexualisierter) Gewalt im sozialen Nahraum ermöglichen.