1. Gruppe - Prof. Dr. E. Lehnert
Die Professionalisierung von Sozialer Arbeit in Deutschland ist u.a. eng verbunden mit der Geschichte der ersten deutschen Frauenbewegung und dem Konzept der organisierten Mütterlichkeit. So handelt es sich bei dem Beruf der „Fürsorgerin“ um einen der ersten professionellen „Frauenberufe“. In dem Einführungsseminar wird es darum gehen, sich mit dem Übergang von der autoritären ehrenamtlichen Armenfürsorge des Kaiserreichs zur professionellen Sozialen Berufsarbeit zu beschäftigen. Chronologisch folgend soll sich mit dem Paradigmenwechsel in der Weimarer Zeit von der mildtätigen Armenfürsorge hin zu einem (vermeintlichen) Rechtsanspruch auf Wohlfahrt für Alle auseinandergesetzt werden. Kritisch begleitet wird dieser Prozess mit der Herausarbeitung der Kategorie „minderwertig“ bereits im Wohlfahrtssystem der Weimarer Republik und dem Siegeszug von Eugenik auch in diesem Bereich. Einen Schwerpunkt des Seminars wir die Auseinandersetzung mit dem Thema Soziale Arbeit im Nationalsozialismus bilden. Welche Rolle haben hier die in der Wohlfahrt Tätigen (und hier insbesondere die Fürsorgerinnen) gespielt und welche (mitunter tödlichen) Folgen hatte das für die Klientel? Anschließendes Thema wird die Beschäftigung mit den Wohlfahrtssystemen in den beiden deutschen Staaten sein. Auch hier wird der Frage nach historischen Kontinuitäten (sowohl auf der Ebene von Theorie als auch in der Praxis) aufgeworfen. Es wird ein Ausblick auf die Geschichte der Sozialen Arbeit in beiden deutschen Staaten nach 1945 gegeben. Flankierend hierzu werden wir uns mit einschlägigen Theorien Sozialer Arbeit auseinandersetzen.
Eine Exkursion in das Alice Salomon Archiv und/oder das Haus der Wannseekonferenz ist wenn möglich in der Blockwoche geplant.
Literaturhinweise werden im Seminar gegeben und auf Moodle eingestellt.
2. Gruppe - Dr. M. Beyer
Ich möchte einladen zu einer Zeitreise von der Armenfürsorge im Mittelalter über die Wiege der Moderne in der Zeit der Industrialisierung und deren Auswirkungen auf die soziale Arbeit bis zur modernen multiperspektivischen universellen Sozialarbeit des 21. Jahrhunderts. Auf dem Hintergrund eines Überblicks historischer Wurzeln wird der Kurs einen Einblick in das Werden theorie-methodischen Grundlagenwissens sozialer Arbeit geben und mosaikartig Pioniere und Bewegungen der Ideengeschichte beleuchten.
Schwerpunktthemen:
- Armenfürsorge und Wohltätigkeit im Mittelalter - Quelle der Profession Sozialarbeit
- August Hermann Francke / Heinrich Wichern - Wegbereiter für eine Ausbildung in der sozialen Arbeit
- Alice Salomon - das mehrdimensionale Lebenswerk
- Industrialisierung – Arbeiterbewegung - Sozialgesetzgebung unter Bismarck
- Toynbee Hall – Hull House - Settlement - Nachbarschaftshausbewegung - Gemeinwesenarbeit - Sozialraumorientierte Sozialarbeit
- Weimarer Republik und Sozialarbeit - Das Reichsfürsorgegesetz 1922
- Soziale Arbeit in der Nazizeit - Vom Lebensborn bis zur Euthanasie
- Ein Neuanfang nach 1945 - Soziale Gruppenarbeit
- Sozialarbeit in der DDR?
- Die 68er und die Folgen für die Sozialarbeit – Kinderladenbewegung
- Psychologie und soziale Arbeit - Von der Psychoanalyse bis zur systemischen Familienarbeit
Literaturhinweise werden im Seminar besprochen.
3. Gruppe - Prof. Dr. U. Eichinger
Im Seminar werden zentrale Grundfragen Sozialer Arbeit im Zusammenhang gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse und sozialer Bewegungen behandelt: z.B. wie und warum in die Geschichte Sozialer Arbeit einsteigen? Wozu braucht es Theorien in der Sozialen Arbeit? Es werden verschiedene Theorielinien beleuchtet, ihre disziplinäre Aktualität behandelt sowie ihre berufspraktische Relevanz diskutiert. Ein Interesse an dem Begreifen der Gewordenheit sowie der Veränderbarkeit von Theorie und Praxis ist Ausgangspunkt bei der Beschäftigung mit dem Denken und Handeln historischer Akteur_innen sowie den aktuellen Theorien Sozialer Arbeit.
4. Gruppe - B. Rohner
Im Seminar wird der geschichtliche Verlauf der Sozialen Arbeit (vor allem in Deutschland) erarbeitet, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass die aktuelle Verfasstheit der Sozialen Arbeit ein Resultat von historischen Prozessen ist und sie entsprechend auch in Gegenwart und Zukunft Wandlungen unterliegen wird. Als roter Faden wird sich die Frage nach der Rolle und Funktion der sozialarbeiterischen Beratung durch die historischen bis gegenwärtigen Betrachtungen ziehen.
Teilnahmebedingungen und Prüfungsleistungen werden im Seminar bekannt gegeben.
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