1. Gruppe - Prof. Dr. R. Rätz
Im Seminar werden methodische Ansätze vertieft, die einen Zugang zur Lebenswelt und den Selbstdeutungen von Adressatinnen und Adressaten Sozialer Arbeit auf der Grundlage von biografischen Erzählungen sowie lebens- und familiengeschichtlichen Erfahrungsaufschichtungen ermöglicht. Rekonstruktive Soziale Arbeit (RSA) meint dabei, jedes individuelle bzw. soziale Phänomen (auch Problem) daraufhin zu betrachten, wie es lebens- resp. familiengeschichtlich in der Vergangenheit entstanden ist, sich im Verlauf entwickelt hat und welche weitere Faktoren dabei von Bedeutung sind. Es ist eine Hinwendung zur Entstehungsgeschichte individueller oder sozialer Phänomene, bei der u.a. Probleme und Ressourcen analysiert werden. Des Weiteren werden die subjektiven Sichtweisen der Adressatinnen und Adressaten Sozialer Arbeit sowie ihre Handlungsmöglichkeiten und –grenzen betrachtet. RSA meint einen verstehenden Ansatz in der Analyse von Fällen mittels wissenschaftlicher Verfahren. Auf dieser Basis werden professionelle Handlungsstrategien entwickelt. Inhalte des Seminars sind: Grundlagen biografisch-narrativer Gesprächsführung, teilnehmende Beobachtung, strukturelle Fallanalysen, Selbstreflexionen, Vorstellung von konkreten methodischen Verfahren.
(Anmerkung: Der Begriff Verstehen meint nicht das Akzeptieren von Einstellungen und Handlungen, sondern er umfasst die Analyse von Sinn-, Bedeutungs- und Handlungsstrukturen.)
Inhalte im 6. Semester: Grundlagen Rekonstruktiver Sozialer Arbeit: Wahrnehmen, Erzählen, Zuhören, Dialog - Dialogische Biografiearbeit
Inhalte im 7. Semester: Rekonstruktives Fallverstehen: Interpretieren, Verstehen und Handeln, methodisches Vorgehen und ausgewählte Methoden einer rekonstruktiven Praxis Sozialer Arbeit
2. Gruppe - Dr. S. Brunsendorf
Das Seminar bietet eine Fortführung relevanter Themenstellungen des sechsten Semesters.
In Anlehnung an den Interessen der Studierenden des letzten Semesters sollen folgende Themenkomplexe behandelt werden:
1. Im ersten Teil sollen tiefenpsychologisch fundierte Konzepte vertieft behandelt
werden, welche einen verstehenden Zugang zu Biographien von Menschen bezogen auf deren unbewussten Handlungsmotive und Interaktionszusammenhänge im biographischen Verlauf ermöglichen.
2. Hieran anschließend werden Methoden, Ziele, Prämissen und Haltungen der Biographiearbeit erarbeitet, welche sich für die Soziale Arbeit mit Menschen in Krisensituationen angesichts besonders belastender Lebensereignissen eignen.
Literatur wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
3. Gruppe - H. Hubig
4. Gruppe - W. Glanzer
5. Gruppe - H. Beneker
Neuaufnahmen sind aufgrund des laufenden Prozesses leider nicht möglich!
Der Ansatz der Rekonstruktiven Sozialen Arbeit umfasst wissenschaftliche Forschungs- und Handlungsmethoden sowie Methoden der professionellen und institutionellen (Selbst-) Reflexion. Das Konzept basiert einerseits auf philosophischen und soziologischen Theorien und andererseits auf der Sozialen Arbeit selbst.
Diese Veranstaltung erstreckt sich über zwei Semester und beginnt mit einer Einführung in die theoretischen und methodischen Grundlagen der Rekonstruktiven Sozialen Arbeit. Im weiteren Verlauf der beiden Semester werden dann kleinere Forschungsprojekte von den Student_innen durchgeführt. Zunächst wurde dabei im ersten Semester die Praxis Sozialer Arbeit erforscht, die Ergebnisse diskutiert und reflektiert. Im zweiten Semester werden die narrativ biografische Gesprächsführung und die Grundlagen eines rekonstruktiven Zugangs zu Biographien zentrale Themen sein und anschließend ebenfalls mit studentischen Forschungsprojekten verbunden.
Methodisch werden in diesem Seminar Inhalte mit Theaterarbeit verbunden. Theater- und Bühnenerfahrungen sind dabei ausdrücklich k e i n e Voraussetzung. Viele Inhalte der Theorien und Forschungen werden in Szenen übersetzt: über diese Rollenarbeiten werden sehr intensive Wahrnehmungen ermöglicht und zudem ganz unterschiedlichen Perspektiven reflektiert werden können. Auf diese Weise wird es möglich in diesen Bildungsprozess auch den Körper mit einzubeziehen, erfahrungsorientiert zu lernen und komplexen Zusammenhängen achtsam zu begegnen, sie anschaulich und erlebbar werden zu lassen. Zudem können die Teilnehmer_innen dabei wesentliche Präsentationskompetenzen für sich entwickeln und immer wieder ausprobieren. Grundvoraussetzung für die Teilnahme ist es, dass sich alle Teilnehmer_innen auf die theatralen Prozesse einlassen.
Inhaltlich geht es um das Denken und Handeln in der Rekonstruktiven Sozialen Arbeit. Was genau bedeutet und beinhaltet rekonstruktives Denken und Handeln in einer konkreten Situation in der Arbeit mit Menschen? Wie lässt sich in der – manchmal sehr vereinfachten Perspektive – auf einen Fall (wieder) die Komplexität und Vielschichtigkeit entdecken und wieder in das Verstehen aufnehmen, ohne darin zu versinken? Und welche Handlungsalternativen können in dieser Auseinandersetzung entdeckt werden? Dafür entwickeln wir im Seminar sowohl eine forschende als auch fragende Haltung ohne zu werten. Seminarteilnehmer_innen erhalten die Möglichkeit die Grundlagen rekonstruktiver Forschung kennen zu lernen und anzuwenden. Darüber hinaus können sie eine Grundhaltungen Rekonstruktiver Sozialer Arbeit entwickeln. Dazu gehört es auch mit unterschiedlichen selbstreflexiven Methoden auf die eigenen Erfahrungen in der Sozialen Arbeit einzugehen, zu reflektieren und Handlungsmöglichkeiten, bzw. Handlungsalternativen zu entwerfen. Damit wird dann auch die folgende Frage zur Diskussion stehen „Was bedeuteten Verantwortung und Respekt in der Sozialen Arbeit?
Wichtige Vorgaben:
Die Arbeit bzw. der Arbeitsprozess soll im gegenseitigen Respekt und mit Würde, mit Empathie und Wertschätzung gestaltet werden und die Teilnehmer_innen dabei in intensive Verstehensprozesse eintauchen. Dazu ist es notwendig, dass die Seminarteilnehmer_innen an allen Veranstaltungen teilnehmen, sich darüber hinaus in kleinen Arbeitsgruppen einbringen und die Literatur intensiv vorbereiten.
Die Einführungsveranstaltung für das zweite Semester findet statt am Freitag, den 16. Oktober von 13.00 – 20.00 Uhr. Die weiteren Blockveranstaltungen werden sein am 4. und 5. November, am 29. und 30. Januar und am 2. und 3. Februar. Jeweils am Freitag von 13.00 – 20.00 Uhr und am Samstag, von 9.00 – 16.00 Uhr. Eine Abschlussveranstaltung zu diesem Seminar wird gemeinsam geplant und terminiert.
Zum Weiterlesen:
Verstehende Soziale Arbeit. Zum Nutzen qualitativer Methoden für professionelle Praxis, Reflexion und Forschung:
http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/rt/printerFriendly/327/715 |