Partizipative Forschungsansätze für mehr gesundheitliche Chancengleichheit
– Erprobung und Weiterentwicklung von Fokusgruppenformaten in der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit
Gesundheitliche Chancengleichheit ist in Deutschland ein wichtiges Thema, weisen doch alle Sozial- und Gesundheitsdaten auf einen „sozialen Gradienten“ in der Lebenserwartung und nahezu in allen untersuchten Bereichen des Gesundheits- und Krankheitsgeschehens hin. Politisch wurde mit dem Gesundheitsförderungs- und Präventionsgesetz ein Rahmen gesetzt, der Handlungsansätze der sozialen Arbeit in Lebenswelten von Menschen in prekären Lebenslagen unterstützt. Diese Spielräume gilt es zu erkennen und zu nutzen. Eine Möglichkeit ist, partizipative Ansätze zur Verbesserung der Lebensumstände mit „vulnerablen Zielgruppen“ in Settings wie Stadtteilen, Kitas, Schulen, inder Freizeitgestaltung und Pflegeheimen zu entwickeln. Als vulnerabel bezeichnet das Präventionsgesetz beispielsweise ältere/alte Menschen, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder aus sucht- oder psychisch belasteten Familien. Die Soziale Arbeit ist somit vielfach adressiert.
Ziel des Seminars ist es, die Möglichkeiten dieser Handlungsfelder theoretisch auszuloten und forschungspraktisch zu erkunden. Methodisch wird dafür das aktuelle Projekt zu Fokusgruppen in der partizipativen Forschung genutzt (vgl. „PartNet Lernvideos Pilotstudie“, https://www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte-a-z/partnet-lernvideos-pilotstudie/).
Anhand verschiedener Fokusgruppenformate soll erprobt werden, wie die Mitglieder der Settings ermächtigt werden können, ihre Anliegen zu formulieren und gestaltend einzubringen. Hierfür werden auch die im Projekt entwickelten Lernvideos genutzt und der Bedarf an möglichen Zusatzmaterialien erhoben. Beispielsweise wird gemeinsam im Seminar entschieden, ob eine Erhebung nach der sog. „Structured Interview Matrix“ durchgeführt werden kann – eine Methode der partizipativen Großgruppenerhebung aus Kanada, deren Lehrfilm im Rahmen der Pilotstudie in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt werden soll (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=1ZwGymP3rtM&feature=youtu.be).
Ausgangspunkt des Seminars sind eigene kleine Felderkundungen und Recherchen der Studierenden, die sie in Kontakt mit den genannten Zielgruppen als wichtigen Partner_innen der Forschung bringen. Das Ziel ist, nicht „nur“ Wissen bzw. Daten erheben - sondern gemeinsam mit Zielgruppenverteter_innen forschen – nach dem Motto „nicht über uns ohne uns“. Hierbei werden die Möglichkeiten und Grenzen von Fokusgruppenerhebungen erörtert. Die Fragen dabei sind u.a.: Was sind die wichtigen Anliegen der Mitglieder in den zu untersuchenden Lebenswelten? Und wie können diese Anliegen mit der Methode „Fokusgruppe“ partizipativ erhoben werden? Wie hilfreich sind hierfür die entwickelten Filme und welche Zusatzmaterialien werden ggf. benötigt?
Das Seminar tagt ab der zweiten Seminarwoche wöchentlich mit 4 SWS, in der ersten Blockwoche findet eine Doppelsitzung (8 SWS) zum Ausgleich des Brücken- und des Feiertags statt. |