Kommentar |
Im Blickpunkt dieses Seminars stehen aktuelle theoretische und empirische Diskurse der interdisziplinären Familien- und Kindheitsforschung. Den Hintergrund bilden dabei bestehende gesellschaftliche, öffentliche wie private Konstruktionen von Leitbildern „gelingender Kindheiten”, Bilder und Vorstellungen von „guter” Elternschaft, „guter” Erziehung, Sozialisation und Bildung. Leitbilder und Vorstellungen enthalten immer auch Handlungsanforderungen, die sich an sozialarbeiterische und pädagogische Fachkräfte, an Eltern und Kinder richten und besonders für Kinder (und Eltern) aus prekären sozialen Milieus – so genannte „Risikogruppen” – schnell zum Maßstab erhoben werden. Im Seminar werden wir aktuelle theoretische und empirische Zugänge zu Konstruktionen, Realitäten, Konzepten und Visionen von Familie(n) und Kindheit(en) analysieren und diskutieren. Dabei werden professionelle, private, öffentliche Familien- und Kindheitsbilder reflektiert, Milieuvorstellungen und -begriffe geprüft sowie kritische Blickwinkel auf aktuell vorliegende Annahmen und Erkenntnisse aus sozial-, politik-, bildungs- und erziehungswissenschaftlichen Zusammenhängen zu „Risikokindheiten”, „Risikofamilien” und „Normalitätsdiskursen” sowie zum Themenbereich „Privatheit und Öffentlichkeit” entworfen.
Folgende Themen bilden den Rahmen des Seminars:
- Konstruktionen von Familie (Elternschaft, Mutterschaft und Vaterschaft) und Kindheit.
- Familie und Kindheit im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Privatheit.
- Familie im Umbruch – (gute) Kindheit heute.
- Familienbilder und Bilder „guter” Elternschaft.
- Normierung und Normalisierung von Kindheit.
- Die Wirkmächtigkeit des Ideals bürgerlich-moderner Kindheit.
- Teilhabe, Agency, Wohlbefinden („child well-being”) – Konzepte der Kindheitsforschung in der Diskussion.
- Ungleiche Kindheiten, Kindheitsmuster und Milieus – alte und neue Disparitäten
- Familien als risikohafte Konstellationen (Doing family und doing childhood).
- Kindheit und Ungleichheit – Kritik einer Defizitrhetorik.
- Familienkonzepte und die Gestaltung familialer Lebenswelten.
- Gender- und Familienbilder – Heterogene Sichtweisen auf Kindheit und Familie.
- Queering family.
- Familienkindheit in öffentlichen Erziehungsinstitutionen.
- Konstruktionen von Kindern als Adressat*innen der Kinder- und Jugendhilfe.
Ziel des Seminars ist es, aktuelle Fachdiskurse und Theorien im Themenfeld Familie und Kindheit mit ihren Anregungen und Innovationen, aber auch Unschärfen und Vieldeutigkeiten kritisch zu reflektieren und einschätzen zu können, um sich so die Ambivalenz der gesellschaftlich konstruierten Bilder von Familie und Kindheit bewusst zu werden und Herausforderungen an pädagogische und soziale Arbeit mit Familien zu reflektieren. Wir werden dazu Texte u.a. von Sabine Andresen, Meike Baader, Tanja Betz, Michael-Sebastian Honig, Karin Jurczyk, Johanna Mierendorff, Anja Tervooren, Uwe Uhlendorff … lesen und die verschieden theoretischen wie empirischen Zugänge diskutieren, um eigene Standpunkte zu der Frage zu entwickeln, welche Konzeptualisierungen von Familie und Kindheit als analytischer Forschungskontext und/oder als operativer Ort pädagogischer wie sozialer Arbeit sinnvoll erscheinen.
Literaturangaben und eine Vorstellung relevanter Literatur erfolgen im Seminar, die zentrale Seminarliteratur wird über die E-Learning-Plattform moodle zur Verfügung gestellt.
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