Kommentar |
ohne Gruppe
Wir wollen im Projekt aus der Vergangenheit für eine gewaltarme Gegenwart und Zukunft lernen, indem wir Formen der Erinnerungsarbeit vergleichend kennenlernen und ein eigenes kleines Vorhaben entwickeln, umsetzen und auswerten. Dies soll beispielhaft vor allem im Kontext des deutschgriechischen Verhältnisses und mit Blick auf die heutige Situation in den Dörfern in Griechenland geschehen, in denen die deutsche Wehrmacht in der NS-Zeit Massaker verübt hat. Wir planen nach Athen, Kommeno und Ioannina zu reisen und zu erkunden, wie die Vergangenheit dort heute noch nachwirkt und welche Erinnerungskultur es an diese Verbrechen der NS-Zeit bislang (erst) gibt. Parallel dazu wollen wir überlegen, wie neuen Formen des Erinnerns im Kontext politischer Bildung aussehen (könnten) – z.B. Graphik Novels, Audiowalks, soziale Skulpturen, digitale Scrollstories – und was nachhaltige Konzepte der Erinnerungsarbeit auszeichnet: Wie kann mit Jugendgruppen pädagogisch so zu Verbrechen der NS-Zeit gearbeitet werden, dass Jugendliche die Bedeutung politischer Bildung und aktiver Demokratie erleben, etwas in ihnen bewegt wird und gesellschaftliche und individuelle Verantwortungsbereitschaft gefördert wird? Und wie kann Erinnerungsarbeit mit einer Entwicklung des Ortes verbunden werden, die die Lebenssituation der Dorfbewohner_innen nachhaltig verbessert? Unsere Auseinandersetzung wird auch Fragen zu transgenerationalem Erbe umfassen. Die Forschung zeigt z.B., dass Traumata unbewusst mindestens über drei Generationen weitergegeben werden können und auch Fragen zu kollektiver Verantwortung mindestens 100 Jahre virulent sind. In Anlehnung an das Konzept des Critical Whiteness werden wir mit Blick auf in Deutschland lebende Menschen fragen, was ein „kundiges Deutschsein” (Ulrike Draesner) bedeuten kann und mit Blick auf Griechenland, wie dieses aktuell insbesondere durch Verarmung dörflicher Landstriche und die Flüchtlingskrise herausgefordert ist. Das Projekt ist prozess- und produktorientiert angelegt. Gemeinsam soll ein Projektvorhaben (‚Projekt im Projekt‘) entwickelt werden, das praktisch ausgerichtet einen Beitrag zu nachhaltiger Erinnerungskultur leistet. |