ohne Gruppe
Selbstbewusst entwirft sich die Soziale Arbeit als gesellschaftliche Kraft, die „im Namen derjenigen tätig [wird], die der Repräsentation bedürfen” (Castro Varela/Mohamed 2021). Die in den letzten Jahren verstärkte Rezeption postkolonialer und anderer macht- und ungleichheitskritischer Theorien innerhalb der Profession hat nicht nur zu diesem Selbstverständnis als "kritische" Profession beigetragen, sondern auch ganz konkrete, widerständige Initiativen und Praktiken hervorgebracht - und vice versa.
Dies zu sehen darf jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass die im Zeitalter des Kolonialismus in westlichen, überwiegend bürgerlichen Kontexten entstandene Soziale Arbeit schon immer zutiefst verstrickt ist in (post)koloniale Machtverhältnisse. Um dem Anspruch einer „kritischen” Profession und Fragen nach Möglichkeiten der Repräsentation Marginalisierter gerecht zu werden, bedarf es also nicht nur eines „kritischen” Blicks nach außen, sondern auch nach innen, hinein in die Geschichte und Gegenwart von Beteiligungen und Verstrickungen westlicher Sozialer Arbeit in die imperiale, kolonialistische Machtausübung und deren Tradierung.
Im Seminar befassen wir uns einführend mit ausgewählten Zugängen und Erkenntnissen postkolonialer Theorie mit Bezug zu Sozialer Arbeit. Anschließend analysieren wir die historische Rolle der Sozialen Arbeit im Kolonialismus der deutschen Geschichte. Dabei legen wir anhand von historischen Quellen und Archivalien ein besonderes Augenmerk auf die frühe Geschichte der Alice Salomon Hochschule Berlin und die bürgerlichen Sozialreformbewegungen, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben. In einem letzten Schritt nehmen wir Kontinuitätslinien in den Blick, indem wir kolonialrassistische Erscheinungen in der Sozialen Arbeit besprechen und zu ihrer Vergangenheit in Bezug setzen.
Besondere Termine:
voraussichtlich 14.11.2024 (erste Blockwoche): Archivworkshop (Doppelsitzung) |