Gruppe 1 - 3: Handlungsbezogene Methoden Gruppe 4 - 6: Qualitativ-rekonstruktive Ansätze 1. Gruppe - Hünersdorf Sozialraum: Umkämpfte Räume In dem Seminar geht es um verschiedene Formen der Aneignung von städtischen Sozialräumen, die miteinander in Konflikt geraten. Dazu wird theoretisch in das Konzept der Aneignung sowie die Sozialraumtheorie und deren Bedeutung für die Soziale Arbeit eingeführt. Dabei geht es nicht nur um die soziale sondern auch die symbolische Form der Aneignung von Sozialräumen. Über die Frage wer sich in welcher Weise Plätze aneignet hinaus wird der Blick auf ästhetisch kulturelle Prozesse in ihrer gesellschaftlichen Bedeutsamkeit gelenkt. Es werden rekonstruktive Methoden vermittelt, die es ermöglichen diese Aneignungsprozesse zu erschließen. In dem zweisemestrigen Seminar wird erwartet, dass jede/r der Teilnehmer/innen in Gruppen von 2-6 Personen eine Projektidee entwickelt und diese durchführt. Das bedeutet für den Erwerb eines Leistungsnachweises das Schreiben eines kleinen Forschungsexposés sowie die Umsetzung und Reflexion des empirischen Forschungsprozesses. 2. Gruppe - Glanzer
„Den Blick erweitern" - Sozialökologische Zugänge in der Sozialarbeit Jane Addams als Beispiel auch einer politischen Sozialarbeit, die auf unterschiedlichen Handlungs- und Theorieebenen agiert und als teil der Berufsgeschichte berufliche Orientierung und Identität bieten kann. Dieser frühe sozialökologische Zugang, der auch in die Chicago School hinein wirkte, wird ergänzt durch weitere theoretische und praktische Umsetzungen sozialökologischer Arbeit. Dabei geht es nicht um Allmacht der beruflichen Sozialarbeit sondern um interdisziplinäre Ansätze. Urie Bronfenbrenner und sein Modell der Ökologie der menschlichen Entwicklung, Lebensweltorientierung, Sozialraumorientierung sind weitere Inputs und Vertiefungen, ergänzt durch praktische methodische Hilfen wie die VIP card, Life Model (Germain/Gitterman) oder die EnvironmentAktivierungsmethode von Müller/Gehrmann. Das Thema wird im 7. Semester mit dem Schwerpunkt „Systemisches Arbeiten" fortgesetzt. Ziel ist die Wahrnehmung und Anwendung von beruflicher Sozialarbeit als gesellschaftlich verortet und gebunden gleichzeitig aber verstanden als „Einmischungsstrategie" (Mielenz) zur Gestaltung sozialer Wirklichkeit und nicht nur zu ihrer Verwaltung. Berufsidentität, Erklärungs- und Handlungswissen als persönlicher Kompetenzzuwachs. Das Seminar wird gestaltet durch Vortrag, Diskussion, Filme, Übungen und studentische Beiträge. Literaturliste und Plan im Seminar. 3. Gruppe - Reichmann Im Seminar wird ein grundlegendes Methodeninventar angeeignet und die zukünftige Umsetzung und seine Grenzen bzw. Erweiterung im konkreten Arbeitsalltag vorbereitet. Konkretes Fallmaterial, graue Literatur zum organisatorischen Rahmen und einschlägige Fachansätze bilden die Arbeitsgrundlage. Die theoretischen Konzepte sollen auf konkrete Handlungsvollzüge, wie sie in Organisationen und Einzelsettings vorkommen, herunter gebrochen werden. Die Konsequenzen und u.a. ethischen und politischen Implikationen verschiedener Ansätze werden diskutiert. Handlungsansätze werden hauptsächlich an konkretem Fallmaterial - in den meisten Fällen aus der Jugendhilfe - erarbeitet. Die Einbringung und Diskussion von Erfahrungen und Material aus anderen Handlungsfeldern ist ausdrücklich erwünscht. Konzepte und Theorien werden jeweils auf konkrete Handlungsvollzüge, wie sie im Praxisalltag in Organisationen und Einzelsettings begegnen, herunter gebrochen. Umgekehrt werden konkrete Fallgeschichten und Problemstellungen daraufhin untersucht, welche Ansätze und Methoden sinnvoll Anwendung finden könnten. Theoretische Erarbeitung und Umsetzung in verschiedenen Übungsformen ergänzen sich. Darüber hinaus werden die Konsequenzen und u. a. ethischen und politischen Implikationen verschiedener Ansätze diskutiert. Inhalte: Multiperspektivische Fallarbeit, Figurierung von Kräftefeldern, Krisenintervention, dialogische Biographiearbeit, Case Management, Dienstleistungs- und Koproduktionsansatz, Arbeit mit Arbeitshypothesen, Clearing und sozialpädagogische Diagnostik, ... Prüfungsformen nach Absprache TERMINGESTALTUNG Das Seminar ist nur als Blockveranstaltung - möglichst in drei 2-tägigen Blöcken - möglich. Da die Termingestaltung bisher schwierig war, schlage ich einen gemeinsamen Anfangstermin vor, um von hier ausgehend gemeinsam die weiteren Termine und die Inhalte festzulegen. Prüfungsformen nach Absprache 4. Gruppe - Thomas
Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus in der Sozialen Arbeit im Spiegel der Ethnographie (Rekonstruktive Methoden) Die sozialen Schwierigkeiten der Adressaten Sozialer Arbeit sind nicht unabhängig gesellschaftlicher Widersprüche zu verstehen. Die Paradoxie besteht darin, dass sich auf den ersten Blick Freiheits- und Selbstverwirklichungsspielräume für jeden Einzelnen zu erweitern scheinen. Diese bringen aber zugleich neue Anforderungen, Zwänge und Bedrohungen, d. h. neue Gefahren des Scheiterns mit sich. Dies trifft insbesondere auf die Felder der sozialen Arbeit zu. Armut und soziale Ausgrenzung vermischen sich hier mit individuellen Problemkonstellationen häufig in Form aussichtloser Biographien und Lebenslagen. Damit wird auch die Frage nach den Konsequenzen für das sozialarbeiterische Handeln zentral. In dem Seminar soll es darum gehen, durch selbst gewählte Feldstudien die Auswirkungen dieser Paradoxien auf das konkrete Alltagsleben der Klienten und das Arbeitsleben der Sozialarbeiter zu untersuchen. Neben rekonstruktiven Forschungsmethoden sollen Theorien kennengelernt werden, um sich ausgehend von den Untersuchungsfeldern gemeinsam eine kritische Perspektive auf gesellschaftliche Lebensbedingungen zu erarbeiten. Ebenso sollen Handlungsmethoden exemplarisch in Bezug auf die Probleme im Untersuchungsfeld behandelt werden. Die Durchführung des Studienprojekts wird für die Seminarplanung als roter Faden dienen. Interesse an der Thematik und Bereitschaft zur forschenden Projektarbeit sollten mitgebracht werden. Literatur: Honneth, Axel (2002). Organisierte Selbstverwirklichung. Paradoxien der Individualisierung. In Axel Honneth (Hrsg.), Befreiung aus der Mündigkeit. Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus (S. 141-158). Frankfurt/M.: Campus. Thomas, Stefan (2010/in Druck). Normierung und Normalisierung. Funktionsformen der Sozialen Arbeit im Spiegel der Ethnografie. Zeitschrift für Sozialpädagogik, 4, 418-437. 5. Gruppe - Franz Ansätze Rekonstruktiver Sozialforschung für die professionelle Praxis nutzen In diesem Seminar geht es darum, Soziale Arbeit durch Ansätze rekonstruktiver Sozialforschung als eine rekonstruktive Praxis kennen zu lernen. Die Logik rekonstruktiven Vorgehens wird anhand narrativer Interviews und der dokumentarischen Methode erläutert. Bereits die Anwendungsbeispiele weisen einen Bezug zur Sozialen Arbeit auf. Im Verlauf des Seminars werden Erhebungs- und Auswertungsschritte von Forschungsmethoden vorgestellt und praktisch erprobt. So können eigene Praxiserfahrungen als angeleitete Forschungsprojekte eingebracht werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Sammeln praktischer Erfahrungen mit rekonstruktiven Methoden: learning by doing. Die rekonstruktive Annäherung an Biographien, Milieus, Familien und Gruppen zielt auf ein vertieftes Fallverstehen. Sie ermöglicht Reflexion der eigenen Voreingenommenheit bzw. Standortgebundenheit und der verschiedenen Perspektiven von KlientInnen, Angehörigen und Professionellen. Den dabei aufkommenden erkenntnistheoretischen wie auch handlungspraktischen Fragen wird immer wieder Raum gegeben, um über die rekonstruktiven Methoden zu einer Vergewisserung des professionellen Handelns zu gelangen. Methoden im Seminar: Textarbeit, Vortrag, Übungen in Kleingruppen, Diskussion von Transkripten und Interpretationen u.a. 6. Gruppe - Klein
Ziel des Seminars ist die Vermittlung bzw. Erarbeitung einer praxisrelevanten Verbindung von qualitativ-rekonstruktiver Sozialforschung und Sozialer Arbeit. Zu diesem Zweck werden Sie als Studierende zum einen in qualitativ-rekonstruktive Methoden der Sozialforschung eingeführt und setzen sich zum anderen damit auseinander, was es heißt, eine rekonstruktive Perspektive in der praktischen Sozialen Arbeit einzunehmen. Mir geht es insbesondere um die Vermittlung eines „sensibilisierte[n] `biografisch-narrative[n] Ohr[s]`" (Völzke) und die Einsozialisation in eine „methodische Fremdheitshaltung" (Schütze), die auf Verstehen abzielt. Durch die Beschäftigung (beispielsweise) mit der Dokumentarischen Methode, für die die „Einklammerung des Geltungscharakters" (Mannheim/Bohnsack) zentral ist, werden Sie sich auf wissenschaftlicher Ebene in eine solche Haltung einüben, die dann für den zukünftigen Arbeitsalltag bzw. rückblickend für die Erfahrungen während des Praktikums fruchtbar gemacht werden kann. Ich freue mich auf Studierende, die Lust und Neugierde mitbringen, selbst als Sozialforscher(in) tätig zu werden - d.h. Interviews oder Gruppendiskussionen zu erheben und diese gemeinsam zu interpretieren - und die sich auch durch Textarbeit nicht abschrecken lassen. Als ein Anwendungsbeispiel für eine gelungene Verbindung von Praxis-Theorie-Praxis möchte ich mich auf die empirische Studie von Heike Radvan beziehen, die untersucht hat, wie Sozialarbeiter(innen) in der offenen Jugendarbeit mit als antisemitisch wahrgenommenen Äußerungen umgehen. Hieraus könnte sich ein inhaltlicher Schwerpunkt des Seminars ergeben. Darüber hinaus möchte ich anregen, sich innerhalb des Seminars mit der Frage nach dem professionellen Selbst von Sozialarbeiter(inne)n bzw. -pädagog(inn)en zu beschäftigen. Literaturliste wird zu Seminarbeginn ausgegeben. |