1. Gruppe - Hemberger Soziale Kulturarbeit - Die Bedeutung ästhetisch-künstlerischer Prozesse in der Lebenswelt der Adressat_innen und in der Praxis der Sozialen Arbeit In dieser Werkstatt untersuchen die Studierenden an konkreten Beispielen, welche Rolle Kultur, Kunst und Medien in der Lebenswelt der Adressat_innen und in der Praxis der Sozialarbeit spielen. Zentrale Aufgabe Sozialer Arbeit ist es, Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen darin zu unterstützen, ihre individuelle Würde und ihre Bürgerrechte in der Gesellschaft als gleichwertig geachtet und wertgeschätzt zu behaupten. Die vielfältigen Potentiale von Individuen, sich an gesellschaftlicher Kommunikation und an Entscheidungsprozessen zu beteiligen, haben ihre Basis in der Alltagswelt. In unserem Alltag erzeugen wir Menschen Kultur, immer wieder neu. Unser jeweils individueller Zugang zur Welt bildet sich im Medium unserer soziokulturellen Erfahrung. Was wir wahrnehmen, wie wir es verarbeiten und auch unsere Möglichkeiten, uns Anderen mitzuteilen, entwickeln sich in unserem Austausch mit unserer Umgebung. Kulturelles Handeln und Wahrnehmen - in Gesten, Sprachgebräuchen, Musik, Styling, in unseren sich ständig differenzierenden Darstellungs- und Ausdrucksweisen - sind stets gleichzeitig Ausgangspunkt, Medium und Ziel unserer Alltagsgestaltung. Veränderung und Entwicklung - individuell, in der Gruppe und auch in der globalisierten Gesellschaft - nähren sich aus den Potentialen, die in diesem komplexen Geschehen Verständigung möglich machen. Soziale Arbeit fördert die Realisierung von Bedürfnissen wie Kreativität, Selbstbestimmung und Kommunikation - und damit auch wirksame Kritik an erstarrten Vorstellungen, Sterotypen und Ideologien. Im Zentrum des Seminars steht die Frage: Welche Bedeutung können hier ästhetisch-künstlerische Prozessen haben? Um der Antwort darauf auf die Spur zu kommen, werden die Studierenden in Kleingruppen Projekte mit unterschiedlichen Zielgruppen im Arbeitsfeld aktiver Soziokultureller Kunst- und Medienarbeit recherieren. In einem weiteren Schritt nutzen die Arbeitsgruppen verschiedene Methoden - Interviews, Teilnehmende und/oder Videografische Beobachtung, sowie die Auswertung schriftlicher, publizistischer und audovisueller Selbst- und Fremdzeugnisse - um ein von ihnen gewähltes Projekt genauer kennenzulernen und dieses in der Seminargruppe vorzustellen. In der gemeinsamen Auswertung werden die Relevanz für Soziale Arbeit diskutiert und orientierende Kriterien zur Beurteilung soziokultureller Konzepte erarbeitet. 4. Gruppe - Can Empowerment und Powersharing zusammen denken - Die Überwindung von Ohnmacht und Machtdominanz ist möglich Die individuelle und kollektive Selbstbemächtigung von Machtarmen aus Zuständen der Benachteiligung, Unterdrückung und Gewalt heraus wie auch die Solidarität von Machtstarken mit Machtarmen ist eine bekannte Tatsache, die in der Geschichte und Kultur der Menschheit in verschiedenen Konstellationen und Zusammenhängen immer wieder anzutreffen ist. Nicht selten erreicht sie ihren Zenit auch in sozialen und politischen Widerstands- und Befreiungsbewegungen, so z.B. den antikollonialen Befreiungsbewegungen, der Frauenbewegung, der Schwarzen Bewegung,der Behindertenbewegung, der Queerbewegung, um nur einige zu nennen. In diesem Werkstattseminar sollen vor diesem Hintergrund Empowerment und Powersharing als begriffliche und konzeptionelle Denkkategorien und Maximen, Strategien und Perspektiven des Handelns gegen Ungleichheit in der sozialen und politischen Praxis bezogen auf Deutschland anhand von exemplarischen Beispielen dargestellt und diskutiert werden. Ausgehend von rassifizierenden und kulturalisierenden Machtasymetrien innerhalb der deutschen Mehrheitsgesellschaft wird dabei der inhaltliche Fokus insbesondere auf dem "Empowerment und Powersharing als Handlungsmaximen aus der Perspektive von People of Color und Weißen Deutschen" - gegebenenfalls in "geschützten" und "gemischten" Räumen - ausgerichtet sein. 5. Gruppe - Castro Varela, Jelitzki Berlin meets Haifa: „Historische Gewalt" und „Gewaltfreiheit" als Konzepte Sozialer Arbeit Die Werkstatt „Berlin meets Haifa" widmet sich Fragestellungen in dem Spannungsfeld von historischer Gewalt, Erinnerung, Identität und Zugehörigkeit: Welche Bedeutung kommt Erinnerung in der heutigen Gesellschaft zu? Welchen historischen Ereignissen wird gedacht und von wem? Welche Rolle kommt innerhalb der Erinnerungskultur den nationalsozialistischen Verbrechen und der Shoah zu? Welche Bezüge lassen sich zwischen Ansätzen der Postkolonialen Theorie und der Antisemitismusforschung ziehen? Inwieweit kann man Erinnerung als ein umkämpftes Feld verstehen? Wie beeinflusst Migration die Erinnerungskultur in Deutschland? Wie funktioniert Antisemitismus und Rassismus heute? Und welche Rolle kann das Konzept der Gewaltfreiheit spielen? Diese und ähnliche Fragen thematisiert das Seminar, welches Teil des im Jahre 2005 initiierten Projekts „Berlin meets Haifa" ist. Integraler Bestandteil ist die Kooperation mit der School of Social Work in Haifa. Für den Sommer 2011 ist ein Begegnungsprogramm geplant, das einen Besuch jüdischer und arabischer Israelis nach Berlin und die Rückbegegnung der ASH-Seminargruppe in Haifa vorsieht. Zentrale Themen der Studienreisen sind im Wesentlichen die des Seminars: Erinnerung, Diversität in beiden Gesellschaften und die Rolle, die historische Gewalt und Gewaltfreiheit konzeptuell in der Sozialer Arbeit spielen. Erwartet werden gute Englischkenntnisse - Arabisch- oder Hebräischkennntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung -, eine regelmäßige Teilnahme und die Bereitschaft sich für das Projekt einzubringen. Maximale Teilnehmer/innenzahl ist 15. Das Projekt wir unter anderem von der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin unterstützt. Prof. María do Mar Castro Varela und Jana Jelitzki, Diplomsozialpädagogin, leiten das Seminar. Dr. Andrés Nader von der Amadeu-Antonio-Stiftung wird im zweiten Semester das Leitungsteam erweitern. Neben Textarbeit, Vorträgen und Filmanalysen sind auch Praxisbesuche und Exkursionen vorgesehen. Seminarplan und Literaturliste werden über moodle bereitgestellt. |