Kommentar |
Viele staatliche Interventionen und Modellprojekte zielen darauf, die Zukunftschancen von „sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen" in „sozial benachteiligten Stadtteilen" zu verbessern. Die Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsberichterstattungen sowie die in kleinräumigen Entwicklungsverfahren befragten Stadtteilakteure zeichnen häufig ein düsteres und Defizit orientiertes Bild vom Leben in der Armut. Sozialraumansätze, wie die jüngste Berliner Stadtentwicklungsinitiative „Aktionsräume plus", sollen Fördermittel gezielt an die Bewohnerinnen und Bewohner vermitteln, bei denen soziale Problemlagen kumulieren. In der Praxisforschungswerkstatt soll am Beispiel des Aktionsraums Marzahn-Hellersdorf beobachtet und durch studentische Projekte untersucht werden, wie sich der Alltag bei den in den Programmen benannten „Zielgruppen" tatsächlich gestaltet und wie eine Förderung, die auf gesteigerte Partizipation und die Verbesserung von Verwirklichungschancen zielt, entsprechend gestaltet werden müsste. Im Seminar werden die theoretischen Grundlagen zu Begrifflichkeiten der Armutsforschung genauso erörtert wie die zu Sozialkapital, Quartierseffekten und Verwirklichungschancen. Methodisch werden verschiedene Verfahren der qualitativen Sozialforschung von den Lehrenden unterstützt, aber auch Möglichkeiten für sozialstatistische und quantifizierende Analysen eröffnet. Empirisch werden unter der gemeinsamen räumlichen und thematischen Rahmung Spielräume für individuelle Spezialisierungen ermöglicht. Dies betrifft z.B. die biographische Rekonstruktion individueller Lebenslagen, sozialmedizinische Fragestellungen oder auch die Analyse von lokalen sozialarbeiterischen Beratungsangeboten. Vielfältige Praxiskontakte werden auch durch die Seminargestaltung angebahnt und organisiert. Die Ergebnisse des Seminars sollen in einem Sammelband publiziert werden. |