Kommentar |
Inklusion/Exklusion und Diversität - kritische Analyse theoretischer Diskurse und empirischer Beispiele „inklusiver" Projekte der Kulturellen Bildung und Sozialen Kulturarbeit
Soziale Exklusion und kulturelle Teilhabeungerechtigkeit prägen nach wie vor die Realität kultureller Bildung in Deutschland. Bestimmte Zielgruppen werden oftmals pauschalisierend und diskriminierend als „schwer erreichbar" definiert und nicht beteiligt. Ein Grundproblem ist, dass solche Zielgruppen kategorial etikettiert und damit stigmatisiert werden. Gemäß einem erweiterten Verständnis von Inklusion wird Heterogenität - wie unterschiedliche Möglichkeiten und Einschränkungen, Geschlechterrollen, sprachlich-kulturelle und ethnische Hintergründe, soziale Milieus, sexuelle Orientierungen, politisch-religiöse Überzeugungen usw. - als Ressource begriffen. „Inklusive" Kulturarbeit müsste grundsätzlich davon ausgehen, dass jedes Kind und jede/r Jugendliche je nach und mit seinen/ihren Ressourcen die Möglichkeiten einer Teilhabe an kulturellen Projekten und Angeboten erhielte. Realiter ist die Kulturelle Bildung jedoch weit von einer strukturellen Barrierefreiheit entfernt und immer noch auf „Spezialbereiche" konzentriert. Menschen mit körperlichen und/oder seelischen Beeinträchtigungen erhalten besondere Förderung zur Eingliederung und Rehabilitation. Die Finanzierung von kulturellen Projekten ist in solchen Kontexten oft an den juristischen Status „Behinderung" gekoppelt. Damit sind bereits die Weichen in Richtung einer Unterscheidung zwischen „behindert/nicht behindert" gestellt und inklusive Prozesse ad absurdum geführt. In Förderanträgen, pädagogischen Konzeptionen, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit bestärken soziale und kulturelle Projekte oftmals Unterscheidungen - sie werben gezielt damit, dass „auch" (oder unausgesprochen „ausschließlich") Menschen mit Beeinträchtigungen beteiligt sind. Dabei besteht die Gefahr, dass die Wahrnehmung künstlerischer Leistung in den Hintergrund rückt. Im Rahmen der Seminararbeit sollen Diversität und Inklusion/ Exklusion am Beispiel theoretischer Diskurse und unterschiedlicher Handlungsfelder der Kulturellen Bildung und Sozialen Kulturarbeit kritisch analysiert werden. Schließlich ist radikal zu hinterfragen: Muss Kulturelle Bildung und Soziale Kulturarbeit überhaupt zwangsläufig inklusiv sein - kann sie nicht im Gegenteil eigensinnig, widerborstig, provozierend wirken und damit Exklusion deutlich machen oder sogar verstärken bzw. im künstlerischen Ausdruck ad absurdum führen? Lehr-/Lernformen: Arbeitsweise: Diskussionen, Übungen, Arbeitsgruppen, Exkursionen und Miniforschungsprojekte. Input: Vorträge, Fachliteratur, Filmbeispiele und Expert_innengespräche. Seminarabschluss: Kurzpräsentationen und vergleichende Diskussion der Ergebnisse eigener empirischer Recherchen. Ggf. bei Interesse Publikation eines gemeinsamen Fachartikels zu einem Sammelband zu Inklusion in der kulturellen Bildung. Leistungsnachweise: ° Mitwirkung bei einem Miniforschungsprojekt (Gruppenarbeit) ° Kurzpräsentation der Ergebnisse der eigenen empirischen Forschung (Gruppenarbeit - Vortrag und Thesenpapier) ° Schriftliche Ausarbeitung der Präsentation (Gruppenarbeit, max. 15-20 Seiten ohne Anhang) Oder: schriftliche Hausarbeit zu einer fachlich relevanten theoretischen Fragstellung (Einzelleistung, 12-15 Seiten) Seminarzeiten: Mittwoch von 11:00 - 14:30 Uhr |