2. Gruppe - Stapf-Finé Der Druck auf die sozialen Sicherungssysteme nimmt nicht nur in Deutschland aufgrund von Wirtschaftskrisen und globaler neoliberaler Politik zu. Wobei dieser Prozess nicht einheitlich ist, denn es gibt es durchaus Fortschritte, vor allem bei familienpolitisch motivierten Leistungen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an sozialpolitischen Gütern und Leistungen aufgrund der strukturell hohen Arbeitslosigkeit und wachsender sozialer Ungleichheit. Das sind die sozialpolitischen Rahmenbedingungen, welche die Berufsgruppen sozialer Arbeit derzeit vorfinden und die es als demokratisch agierende Akteure zu verbessern gilt. Da Veränderungen im Kopf anfangen, müssen eine Reihe populärer Mythen auf den Prüfstand. Dazu gehören insbesondere die demographische Entwicklung, die Wettbewerbsfähigkeit, die „Lohnnebenkosten" und die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Es gilt vielmehr die Bedeutung des sozialen Sektors für Wachstum, Beschäftigung und gesellschaftlichen Zusammenhalt herauszuarbeiten. 4. Gruppe - Bryant Das Seminar dient dazu, die historischen Grundlagen und Entwicklungslinien der deutschen Sozialstaatspolitik zu beleuchten. Von den frühen Anfängen in den Städten des Mittelalters bis hin zu den heutigen Sozialstaatsreformen im Zuge der „Agenda 2010" werden theoretische Modelle und praktische Maßnahmen - einschließlich der damit jeweils verbundenen gesellschaftlichen Diskussionen (z.B. gesetzlicher Mindestlohn), realen Auswirkungen (z.B. „Zwei-Klassen-Gesellschaft") und visionären Reformvorschlägen (z.B. bedingungsloses Grundeinkommen) - sowohl aus sozialgeschichtlicher als auch aus aktueller Perspektive untersucht. Schwerpunkte bilden dabei die „Soziale Frage" und die Sozialgesetzgebung Otto von Bismarcks im Deutschen Kaiserreich, die Sozialpolitiken der Weimarer Republik (unter den Bedingungen von Reparationslasten, Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise), des NS-Staates (z.B. „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt", „Lebensborn e.V.", „Eintopfessen") sowie der beiden deutschen Staaten zwischen 1945/49 und 1989/90 (z.B. bundesdeutsches „Wirtschaftswunder" vs. „Arbeiter- und Bauernstaat"). Außerdem werden im Seminar die gegenwärtigen verfassungsrechtlichen Grundlagen des deutschen Sozialstaats, wie sie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert sind, erörtert. Die Studierenden werden die Möglichkeit haben, sich die im Seminar zu behandelnden Themen möglichst selbständig (einzeln oder in einer Gruppe) zu erarbeiten und dabei - je nach ihren Interessen - eigene Schwerpunkte zu setzen. Neben der kritischen Lektüre einschlägiger Quellen und sonstiger Texte wird das Seminar viel Raum für gemeinsame Diskussionen bieten. Geplant ist außerdem ein Besuch der Ausstellung „In die Zukunft gedacht - Bilder und Dokumente zur deutschen Sozialgeschichte" beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Termin am 24.01.2012 findet im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Wilhelmstr. 49, 10117 Berlinusstellung, Ausstellung „In die Zukunft gedacht - Bilder und Dokumente zur deutschen Sozialgeschichte" statt. |