Professionelle Opferhilfe: Opferberatung und psychosoziale Prozessbegleitung
Nr | B 03.25 |
Kursformat: | Zertifikatkurs |
Kursbeginn: | 11.04.2025 |
Informationsveranstaltung: | 16.01.2025: 17.00 – 19.00 Uhr Die Veranstaltung findet online statt. Bitte melden Sie sich hier an. Sie erhalten im Vorfeld einen Link zur Teilnahme. |
Seminarort: | Alice Salomon Hochschule Berlin |
Bewerbungsfrist: | 16.02.2025 |
Kursbeschreibung
Gewalt- und Sexualstraftaten sind eine gesellschaftliche Realität. Oft zeigt sich dabei, dass viele Opfer mit ihren Erfahrungen allein bleiben und erleben, dass professionelle Hilfe nicht selbstverständlich ist. Soziales Umfeld, Institutionen und das Strafverfahren haben eine erhebliche Bedeutung für die Verarbeitung der erlittenen Gewalterfahrung. Zugleich liegt hier die Gefahr einer zusätzlichen Verletzung für die Opfer (z. B. unangebracht beschwichtigendes Verhalten oder Überidentifikation mit dem Opfer). Der Ausbau professioneller Opferhilfe wird daher seit Jahren vorangetrieben.
Das Fachwissen der Opferhelfer_innen basiert auf verschiedenen Disziplinen, vor allem Kriminologie und Viktimologie, Psychologie und Psychotraumatologie sowie verschiedenen Rechtsgebieten, insbesondere Straf- und Strafprozessrecht. Daher setzt sich der Zertifikatskurs multiperspektivisch aus unterschiedlichen Modulen zusammen. Neben theoretischem Wissen und Fachkenntnissen soll die Arbeit an Fallbeispielen und Praxiserfahrungen mit Selbstreflexion einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Ein Supervisionsmodul und Kollegiale Beratung im Rahmen von mehreren Peergruppentreffen werden die Lernprozesse unterstützend und auswertend begleiten. Die Beobachtung und Dokumentation einer Hauptverhandlung unterstützen die Lernprozesse. Ziel der Weiterbildung ist es, Informationen und Techniken für einen angemessenen, an viktimologischen Grundsätzen ausgerichteten Umgang mit Menschen zu vermitteln, die Opfer von Straftaten, insbesondere von Sexual- und Gewaltstraftaten, geworden sind. In allen Modulen werden die jeweils zugrundeliegenden rechtlichen Bestimmungen anwendungsorientiert vermittelt.
Der Zertifikatskurs folgt dem Gebot der Trennung zwischen Beratung und Begleitung. In der Unterscheidung beider Berufsrollen professioneller Opferhilfe befähigt er die Teilnehmenden zur Ausübung von Opferberatung und zur Ausübung der psychosozialen Prozessbegleitung. Die Inhalte des Kurses entsprechen den Mindeststandards, die von der Justizministerkonferenz im Juli 2014 zur Weiterbildung für psychosoziale Prozessbegleitung empfohlen wurden. Der Zertifikatskurs ist als Weiterbildung zur psychosozialen Prozessbegleitung von allen Bundesländern anerkannt.
Die Teilnehmer_innen
- verfügen über umfassendes Wissen im interdisziplinären Bereich der Opferhilfe, sie können individuelle Prozesse der Opferwerdung einschätzen und Interventionen ableiten.
- sind in der Lage, Gesprächsführungs- und Kriseninterventionstechniken unter traumadynamischen Gesichtspunkten anzuwenden.
- können Opfer von Straf- und insbesondere von Gewalttaten über ihre Rechte und Pflichten informieren und über Verfahrensabläufe im Straf- oder Zivilverfahren aufklären.
- sind befähigt, psychosoziale Prozessbegleitung durchzuführen und damit verbundene spezifische Rollenanforderungen zu reflektieren.
- sind in der Lage, Beratungsgespräche Diversity-sensibel und deliktspezifisch differenziert zu gestalten.
- können Erkenntnisse der Viktimologie professionell und politisch-ethisch entlang von Qualitätsstandards in der Opferhilfe verwirklichen.
- können Praxissituationen kritisch analysieren und bewerten und kommen auch mit neuen, unbekannten Aufgaben in der Praxis zurecht.
Insgesamt 300 Stunden
- 168 Stunden Präsenzzeit inkl. Supervision
- 30 Stunden Peergruppentreffen
- 32 Stunden Prozessbeobachtung und Dokumentation
- 40 Stunden Vor- und Nachbereitung der Präsenzsitzungen
- 30 Stunden für die Erstellung der Abschlussarbeit
B 03.25.01 - Einführung in die Viktimologie und in die professionelle Opferhilfe
Termin: | 11.04. – 13.04.2025 |
Beschreibung: | - Reflexion der eigenen Motivation zur Opferhilfe - Geschichte und Grundlagen der Viktimologie - Rechtliche Handlungsgrundlagen der Opferhilfe - Theorien der Viktimisierung - Bedürfnisse von Opfern - Verarbeitungsprozesse der Opferwerdung und Copingstrategien - Viktimisierungsstufen, insbesondere sekundäre Viktimisierung - Gegenstandsbereich der Opferhilfe (Zielsetzung, Zielgruppen und Arbeitsfelder) - Einführung in die Beratungsarbeit (Grundhaltung, Phasen und Beratungsplanung) - Einführung in die psychosoziale Prozessbegleitung (Grundsätze, Inhalte) - Netzwerkarbeit in der Opferhilfe - Grundzüge des Straf- und Strafprozessrechts (StPO, GVG, StGB) |
B 03.25.02 - Psychosoziale und psychotraumatologische Beratung von Opfern von Sexual- und Gewaltstraftaten
Termin: | 09.05. – 11.05.2025 |
Beschreibung: | - Verhaltensleitlinien und Gesprächsführung in der Opferberatung - Erstkontakt im Rollenspiel - Traumainduzierte Störungen - Neurobiologische Grundlagen und Traumagedächtnis - Risikofaktoren und Resilienz - Psychoedukation - Stabilisierungstechniken - Beziehungsdynamik in der Arbeit mit Opfern - Psychohygiene und Prävention von Sekundärtraumatisierung |
B 03.25.03 - Unterschiedlich verschieden – Aspekte von Diversity in der Opferhilfe I und psychosoziale Beratung II
Termin: | 20.06. – 22.06.2025 |
Beschreibung: | - Umgang mit Scham- und Schuldgefühlen, insb. Bei Opfern sexualisierter Gewalt / Vergewaltigungsmythen - Ausgewählte Beratungsaspekte: Problemanalyse und Psychoedukation - Beratung in Fällen Häuslicher Gewalt - Gefährdung und Risikoeinschätzung, Sicherheitsstrategien - Grundlagen gendersensibler Kommunikation - Ambivalenzberatung/Umgang mit Widerstand - Familienrecht und Gewaltschutzgesetz |
B 03.25.04 - Psychosoziale Prozessbegleitung I
Termin: | 05.09. – 07.09.2025 |
Beschreibung: | - Ablauf des Ermittlungsverfahrens - Funktion und Aufgaben der Polizei, der Staatsanwaltschaft, des Gerichts, der Strafverteidigung, der Nebenklagevertretung - Rechte und Pflichten des Opfers - Stellung der Prozessbegleitung im Ermittlungsverfahren - Aussagepsychologische Begutachtung/Forensische Psychologie - Das Strafverfahren aus der Perspektive der Staatsanwaltschaft - Das Strafverfahren aus der Perspektive der Strafverteidigung |
B 03.25.05 - Psychosoziale Prozessbegleitung II
Termin: | 10.10. – 12.10.2025 |
Beschreibung: | - Nebenklage und Zusammenarbeit mit der Nebenklagevertretung - Zwischenverfahren und Hauptverfahren (Ablauf, Funktion und Aufgaben der Prozessbeteiligten) - Rolle und Befugnisse der psychosozialen Prozessbegleitung - Auswertung der Prozessbeobachtungen - Fallübung - Rechtsmittel und Vollstreckung - Netzwerkarbeit |
B 03.25.06 - Psychosoziale Beratung III und Supervision
Termin: | 14.11. – 16.11.2025 |
Beschreibung: | - Menschen mit einer psychischen Erkrankung (Bsp. Borderline) - Umgang mit suizidalen Krisen unter Berücksichtigung der rechtlichen Situation der Berater_innen/Begleiter_innen - Reflexion von Praxisfällen - Methoden der Selbstreflexion/Selbsterfahrung - Prävention sekundärer Traumatisierung/Selbstfürsorge |
B 03.25.07 - Unterschiedlich verschieden – Aspekte von Diversity in der Opferhilfe II und psychosoziale Beratung IV
Termin: | 05.12. – 07.12.2025 |
Beschreibung: | - Soziales Entschädigungsrecht/OEG - Betroffene von Menschenhandel - Opfer rechter Gewalt - Menschen mit Behinderung, insb. geistige Behinderung - Kinder und Jugendliche (Traumatisierung in kindlicher und adoleszenter Entwicklung, Stabilisierung, Einbezug der Bezugspersonen) |
B 03.25.08 - Ethisch-politische Dimensionen der Opferhilfe
Termin: | 06.02. – 08.02.2026 |
Beschreibung: | - Stalkingberatung unter Berücksichtigung der rechtlichen Grundlagen - Täter-Opfer-Ausgleich: Rechtliche Grundlagen und Ablauf - Standards der Opferhilfe - Integriertes Abschluss-Kolloquium und Abschied |
Wissenschaftliche Leitung | Prof. Dr. Marion Mayer Hochschullehrerin ASH Berlin, Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin |
Kursleitung | Tina Lehmann Sozialpädagogin (M.A.), Psychosoziale Prozessbegleiterin, Fachberaterin für Opferhilfe |
Kursleitung | Tim Goebels Sozialarbeiter (M. A.) Psychosoziale Prozessbegleiter, Fachberater für Opferhilfe |
Kooperationspartner | Bundesverband „Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland e. V.“ (ado) |
Lehr- und Lernmethoden | Input, Fallbeispiele, Selbstreflexion, Supervision, Peergruppentreffen |
Seminarzeiten | Fr: 14.00 – 21.00 Uhr, Sa/So: 10.00 – 17.00 Uhr |
Zielgruppe | 1. Hochschulabschluss, insbesondere in den Bereichen Soziale Arbeit, Erziehung und Bildung, Gesundheit 2. In der Regel Praxiserfahrung in sozialen, gesundheitlichen und/oder Bildungsbereichen (beruflicher Kontakt zu Opfern von Straf- und Gewalttaten) 3. Darüber hinaus Zulassungen nach Einzelfallprüfungen möglich |
Abschluss | Die ASH Berlin vergibt in Kooperation mit dem Bundesverband „Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland e. V.“ (ado) das Hochschulzertifikat „Opferberater_in und psychosoziale Prozessbegleiter_in in der professionellen Opferhilfe“, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: - Teilnahme an allen Terminen - Teilnahme an der Supervision und Arbeitsgruppentreffen - Dokumentation einer Prozessbeobachtung - Erstellen einer Abschlussarbeit |
ECTS-Credits | Der erfolgreiche Abschluss dieses Zertifikatskurses entspricht 10 ECTS-Credits. Deren mögliche Anrechenbarkeit auf einen postgradualen Studiengang ist an den Nachweis eines Hochschulabschlusses gebunden. |
Bewerbung | Bitte bewerben Sie sich schriftlich mit dem Bewerbungsformular Bewerbungsformular |
Ansprechpartner_in |
Marianne Schäfer marianne.schaefer@ash-berlin.eu Tel.: 030/99 245 - 353 |