Beratung zu Rechtsextremismus
Nr | M 04.25 |
Kursformat: | Zertifikatkurs |
Kursbeginn: | 17.09.2025 |
Informationsveranstaltung: | 11.02.2025: 17.00 – 19.00 Uhr Die Veranstaltung findet online statt. Bitte melden Sie sich hier an. Sie erhalten im Vorfeld einen Link zur Teilnahme. |
Seminarort: | Alice Salomon Hochschule Berlin und ONLINE |
Bewerbungsfrist: | 31.07.2025 |
Kursbeschreibung
Wenn Weiterbildung etwas im professionellen Handeln der Praxis verändern will, kann sie im systemischen Verständnis nicht weniger komplex sein als die zu verändernde Praxis, auf die sie sich bezieht. Es ist ein Anliegen der Anbieter_innen, die Entwicklung einer kritischen und menschenrechtsorientierten Beratungspraxis im Kontext von Demokratiegefährdung und Rechtsextremismus zu begleiten und anzuregen, indem eigene Erfahrungen und Wahrnehmungsweisen als Ausgangsbasis gewählt werden, um in einem systematischen Prozess andere Perspektiven für die eigene Beratungspraxis zu entwickeln.
Das Konzept dieser zertifizierten Weiterbildung orientiert sich an den vielfältigen Anforderungen der Sozialen Arbeit und Beratung im Kontext Rechtsextremismus und demokratiegefährdenden gesellschaftlichen Entwicklungen. Inhaltliche Schwerpunkte bilden beratungswissenschaftliche, gendersensible, sozialraumorientierte und intersektionale Perspektiven auf die von den Teilnehmer_innen eingebrachten (Beratungs-)Fälle. Grundlegendes Anliegen der Weiterbildung ist es, ausgehend von den Erfahrungen der Teilnehmer_innen zu arbeiten und die subjekttheoretischen Perspektiven in die jeweiligen thematischen Einheiten einzubeziehen. Dies erfolgt als fortwährender Prozess und zugleich mit unterschiedlichen didaktischen und methodischen Zugängen. Ein zentraler konzeptioneller Bestandteil ist daher die kontinuierliche Verankerung von Fallarbeit in allen sieben Modulen, sodass Fallarbeit einen fortlaufenden Bestandteil des gesamten Zertifikatskurses bildet. Diese fallanalytische Perspektive orientiert sich ausschließlich an Fällen aus dem fachlichen Spektrum der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus sowie der Bildungs- und Jugendarbeit, der Arbeit von Streetworker_innen, der Familien- und Jugendberatung und der Stadtteil- bzw. Quartiers- oder Gemeinwesenarbeit und weiteren Arbeitsbereichen, die sich mit demokratiegefährdenden und extrem rechten Entwicklungen befassen.
Da die Fallarbeit kontinuierlich einbezogen wird, erfolgen die Kurse im Teamteaching. Die Weiterbildung basiert auf einer Kooperation zwischen der ASH Berlin und dem Bundesverband Mobile Beratung e. V. (BMB) und richtet sich sowohl an einschlägige Fachberater_innen als auch an Sozialarbeiter_innen und Sozialwissenschaftler_innen, die in den oben genannten Arbeitsfeldern tätig sind und darin Beratungskompetenzen im Umgang mit demokratieherausfordernden und -gefährdenden Phänomenen im Kontext extrem rechter Orientierungen benötigen bzw. erwerben wollen. Die Weiterbildung will dazu anregen, sich mit eigenen Positionen, Erfahrungen, Positionierungen und Handlungsroutinen im professionellen Alltagshandeln auseinanderzusetzen und neue Perspektiven zu entwickeln, die professionelle Beratungsarbeit stärken können.
Die Teilnehmer_innen:
- verfügen über vertieftes Wissen im Bereich von Rechtsextremismusforschung und haben sich mit unterschiedlichen beratungswissenschaftlichen Ansätzen vertraut gemacht. Sie sind in der Lage, die Begrifflichkeiten mit ihren Besonderheiten und Grenzen, Perspektiven und Abgrenzungen zum Alltagswissen und medialer Aufbereitung zu definieren und zu interpretieren.
- können ihr Wissen und Verstehen als Grundlage für die Entwicklung und/oder Anwendung neuer Konzepte verwenden. Sie verfügen über ein breites, kritisches und intersektionales Verständnis von Beratung im Kontext Rechtsextremismus/Rechtspopulismus.
- verfügen über ein vertieftes Wissen zur Fallanalyse und -earbeitung sowie der ressourcenorientierten und machtsensiblen Analyse Sozialer Räume.
- haben einen Überblick über aktuelle nationale und internationale Entwicklungen in der Beratung im Kontext Rechtsextremismus/Rechtspopulismus.
- können sich eigenständig neues Wissen und Expertise aneignen.
- können auf der Grundlage unvollständiger oder begrenzter und auch verzerrter Informationen wissenschaftlich fundierte fachliche Entscheidungen fällen und dabei gesellschaftliche, wissenschaftliche und ethische Erkenntnisse und Normalitätsvorstellungen berücksichtigen, die sich aus der Anwendung ihres Wissens und aus ihren Entscheidungen ergeben.
- haben die Fähigkeit, eigenständig Fall-Forschung zu betreiben und dabei lebensweltliche Perspektiven der Adressat_innen, sozialräumliche Kontexte und Machtkonstellationen in die Fallanalyse und Aktionsplanung einzubeziehen.
- können ihre eigenen und fremden Forschungsergebnisse kritisch und vor dem Hintergrund intersektionaler Perspektiven analysieren und bewerten und verfügen über Know-how zur aktivierenden Einbeziehung lokaler Akteur_innen in die Fallanalyse und -bearbeitung.
- können für neue, unklare und multiperspektivische Aufgabenstellungen oder Praxissituationen geeignete Lösungs- oder Handlungsansätze finden.
- verfügen über Kenntnisse und Fertigkeiten, komplexe Lösungen für neue unbekannte Aufgabenstellungen auf der Basis wissenschaftlicher Methodik und aktueller Forschungsergebnisse zu entwickeln, zu reflektieren und gegenüber relevanten Zielgruppen zu vertreten.
- können weitgehend selbstgesteuert und/oder autonom eigenständige forschungs- oder anwendungsorientierte Projekte durchführen und verfügen über ausreichende Methodenkenntnisse zur partizipativen Einbeziehung der Perspektiven und Ressourcen von Adressat_innen in die Beratungs- und Projektarbeit.
- können ihr Wissen und Verstehen sowie ihre Fähigkeiten zur Problemlösung auch in neuen und unvertrauten Situationen anzuwenden, die in einem breiteren oder multidisziplinären Zusammenhang mit ihrem Studienfach stehen.
- kennen grundlegende juristische Standards zur Datensicherheit und dem Umgang mit personenbezogenen Recherchedaten.
- kennen Standards zur Eigensicherung und zum Umgang mit (verbalen) Angriffen und Verleumdungen on- und offline.
- können auf dem aktuellen Stand von (Praxis-)Forschung und Wissenschaft arbeiten.
- können Fachvertreter_innen, Vertreter_innen von Zivilgesellschaft und NGOs, Mitarbeiter_innen von Behörden und Kommunen und Politiker_innen ihre Schlussfolgerungen und die diesen zugrunde liegenden Informationen und Beweggründe in klarer und eindeutiger Weise vermitteln.
- können durch ihre im Kurs vertiefte Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion und Selbstsorge wichtige innovative Prozesse im Team initiieren.
- können in heterogenen und interdisziplinären Teamstrukturen menschenrechtsorientiert sowie auf Grundlage intersektionaler Perspektiven agieren und ggf. Leitungsaufgaben wahrnehmen.
- haben die Fähigkeit, in nationalen und internationalen Kontexten in Bereich von Beratung im Kontext von Rechtsextremismus/Rechtspopulismus zu arbeiten und zu forschen.
Insgesamt 320 Stunden:
- 157 Stunden Präsenzzeit
- 163 Stunden Selbstlernzeit
M 04.25.01 - Einstieg – Arbeitsweise – Fallanalyse. Beratung als Haltung, Intersektionalität sowie Einblick in Beratungsprozess(e) und -methoden
Termin: | 17.09. – 20.09.2025 |
Beschreibung: | Einführung in die Arbeitsweise der Weiterbildung und der methodischen Arbeit der Fallanalyse (methodisch, didaktische Verankerung der Fallanalyse); Beratung als Haltung, Parteilichkeitsanforderungen in der Beratungspraxis; Intersektionalität und machtreflexive, diskriminierungskritische Beratung und ihrer Bedeutung für Ziele und Contracting; Gestaltung von Beratungsprozessen (Rahmenbeding., Handlungsräume, Akteure im Beratungsprozess, Beratungsbeginn, Kontaktaufbau, Ressourcen diagnostizieren/Herausforderungen analysieren); Ressourcenaktivierende Beratung (Empowerment-Strategien); Einführung in die Kollegiale Beratung als Methode der Fallreflexion |
M 04.25.02 - Aktuelle Entwicklungen: Demokratiegefährdung und extrem rechte Orientierungen – Wirkungen im urbanen und ländlichen Raum
Termin: | 05.11. – 08.11.2025 |
Beschreibung: | Neue Rechte und ihre Organisierung im urbanen und ländlichen Raum; Identitäre Bewegung, völkische Siedler_innen, Sozialraumorientierung in der Beratungsarbeit |
M 04.25.03 - Rechtsextremismus und Familie, rechtsextreme Frauen
Termin: | 12.03. – 14.03.2026 |
Beschreibung: | Genderreflektierte Ansätze in der Beratungsarbeit; Konzept der hegemonialen Männlichkeit nach Connell; Rolle und Strategien von Frauen im Rechtsextremismus |
M 04.25.04 - Juristische Fragen im Kontext von Beratung und Netzwerkarbeit (online)
Termin: | 19.06. – 20.06.2026 (online) |
Beschreibung: | Juristische Fragen zum Umgang mit personenbezogenen Daten und Datenschutz im Kontext der Beratungs- und Netzwerkarbeit; Juristische Fragen von Öffentlichkeitsarbeit im Kontext der Beratungs- und Netzwerkarbeit (Recht auf Vergessen); Juristische Fragen zum Umgang mit (verbalen) Angriffen und Verleumdungen on- und offline; Fragen von Selbstschutz und schützenden Rahmenbedingungen in der Beratungs- und Netzwerkarbeit |
M 04.25.05 - Zivilgesellschaft und Gemeinwesenorientierung in der Beratung
Termin: | 24.09. – 26.09.2026 |
Beschreibung: | Akteur_innen der Demokratische Zivilgesellschaft als Zielgruppe der Beratung; Sozialräumliche Handlungsstrategien und Techniken, sozialräumlich-partizipative Strategiebildung, Parteilichkeit und Konfliktorientierung in der Gemeinwesenorientierung |
M 04.25.06 - Arbeitsbedingungen, Selbstsorge und Umgang mit herausfordernden Situationen
Termin: | 18.02. – 20.02.2027 |
Beschreibung: | Umgang mit herausfordernden Situation, Methoden und Techniken der Stressreduktion und Selbstsorge, Bearbeitungsstrategien belastender und hochbelastender Ereignisse, Basics der Psychotraumatologie, Reflexion eigener Arbeitsverhältnisse und -situationen |
M 04.25.07 - Praxisforschung: von der Überprüfung der bestehenden Beratungskonzepte zu einer theoriebewussten Praxis – Abschlussevaluation
Termin: | 23.06. – 26.06.2027 |
Beschreibung: | Praxisforschungsansätze und Konzeptentwicklung ("aktivierende Befragung" im Gemeinwesen); Ansätze zur Analyse aktueller Herausforderungen; Präsentation von Abschlussprojekten, Evaluation der Weiterbildung |
Wissenschaftliche Leitung | Prof. Dr. Marion Mayer Hochschullehrerin ASH Berlin, Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin |
Wissenschaftliche Leitung | Prof. Dr. Esther Lehnert Hochschullehrerin ASH Berlin, Dipl. Pädagogin |
Kursleitung | Dr. Friedemann Bringt Dipl. Sozialarbeiter, Qualitäts- und Berufsfeldentwicklung im BMB e. V. |
Kursleitung | Sina Feldkamp B.A. Soziologie, Politikwissenschaften, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW |
Kooperationspartner | Bundesverband Mobile Beratung e. V. |
Lehr- und Lernmethoden | Fallarbeit, theoretische Inputs, Literaturstudium, Kleingruppenarbeit, Inter- und Supervision, praktische Übungen, selbstständige Lerngruppen, ethnografische Feldstudien, multimediale Lernformen |
Seminarzeiten | 1., 2. und 7. Modul: Mi: 13.00 – 19.00 Uhr, Do/Fr: 09.00 – 18.00 Uhr, Sa: 09.00 – 14.00 Uhr 3., 5. und 6. Modul: Do: 13.00 – 19.00 Uhr, Fr: 09.00 – 18.00 Uhr, Sa: 09.00 – 14.00 Uhr 4. Modul: Fr: 10.00 – 15.00 Uhr, Sa: 09.00 – 14.00 Uhr (online) |
Zielgruppe | 1. Hochschulabschluss, insbesondere in den Bereichen Soziale Arbeit, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Psychologie, Politologie 2. Aktuelle Berufstätigkeit in Tätigkeits- und Beratungsfeldern der Sozialen Arbeit, insbesondere der Jugendarbeit, Streetwork, Stadtteilarbeit, Familienberatung o. ä. 3. Darüber hinaus Zulassungen nach Einzelfallprüfungen möglich |
Abschluss | Die ASH Berlin vergibt in Kooperation mit dem Bundesverband Mobile Beratung e. V. das Hochschulzertifikat „Fachberater_in Demokratiegefährdung und extrem rechte Orientierungen“, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: - Teilnahme an allen Terminen - mindestens drei Fallskizzen - Teilnahme an Regionalgruppen - Abschlussarbeit |
ECTS-Credits | Der erfolgreiche Abschluss dieses Zertifikatskurses entspricht 10 ECTS-Credits. Deren mögliche Anrechenbarkeit auf einen postgradualen Studiengang ist an den Nachweis eines Hochschulabschlusses gebunden. |
Bewerbung | Bitte bewerben Sie sich schriftlich mit dem Bewerbungsformular |
Ansprechpartner_in |
Annett Eckloff eckloff@ash-berlin.eu Tel.: 030/99 245 - 319 |