Hochschulleben, Internationales 23. Internationale „Summer School“ zu Chancengleichheit im Gesundheitswesen

Unter Teilnahme des renommierten Wissenschaftlers Richard Wilkinson verknüpfen Studierende Praxis und Theorie in der transdisziplinären Sommerakademie

Vom 24. bis zum 28. Juni 2019 richtete das Europa-Institut für Soziale Arbeit der Alice Salomon Hochschule Berlin die 23. International Summer School aus, in diesem Jahr zum Thema „Health and Equity“. Die englischsprachige Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Berlin School of Public Health (BSPH) durchgeführt.

Den Auftakt des fünftägigen Workshop- und Vorlesungsprogramms bildete der Vortrag „Why equality is better for everyone“ des renommierten Gesundheitswissenschaftlers Richard Wilkinson (University College London), der zahlreiche Bezüge zwischen gesellschaftlicher (Un-)Gleichheit und Gesundheit aufzeigte. So leiden Menschen in ungleichen Gesellschaften beispielsweise häufiger unter Depressionen, Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen. Daneben werden in ungleichen Gesellschaften gesteigerter Drogenkonsum und höhere Inhaftierungsraten beobachtet.

„Gesundheitliche Fragen hängen stark von sozialen Problemlagen ab. Die Bearbeitung dieser Probleme ist sinnvollerweise nur in einem transdisziplinären Kontext möglich“, erklärt Heinz Stapf-Finé, Professor für Sozialpolitik und Direktor des Europa-Instituts für Soziale Arbeit. „Die Zusammensetzung der Teilnehmenden der Sommerakademie war daher multidisziplinär – aus dem Bereich der Sozialen Arbeit, aus den Gesundheitswissenschaften und aus anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen.“

Die Teilnehmenden setzten sich mit Beispielen guter Praxis aus verschiedenen Ländern auseinander und diskutierten Ansätze zur Verbesserung der Chancengleichheit. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Bedarfe spezifischer Gruppen – wie etwa Indigene – gelegt. „Wir freuen uns sehr, dass uns dafür Vertreter_innen der indigenen Huni Kuin aus Brasilien besuchten und ihre Perspektive darlegten“, so Gesine Bär, Professorin für partizipative Ansätze in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften.

„Die ASH Berlin sieht sich als Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung“, so Bettina Völter, Rektorin der Hochschule. „Das bedeutet, dass nicht nur die Hintergründe von Problemen wissenschaftlich untersucht, sondern auch konkrete Lösungsansätze entwickelt werden. Die Summer School bietet ein junges, internationales, vielstimmiges und zukunftsweisendes Forum dafür.“

Richard Wilkinson ist einer der bekanntesten Epidemiologen und Gesundheitsforscher. Durch sein 2009 gemeinsam mit Kate Pickett publiziertes Buch „The spirit level“ (dt.: „Gleichheit ist Glück“) gelang es ihm, eine weltweite Diskussion um gesellschaftliche Entwicklungsdaten anzustoßen – fernab von ökonomischen Kennziffern wie etwa dem Bruttosozialprodukt. Bereits 1998 veröffentlichte Wilkinson in Zusammenarbeit mit Michael Marmot die "Solid Facts" über die sozialen Determinanten für Gesundheit. Die Publikation der Weltgesundheitsorganisation stellt eine wesentliche Grundlage des weltweiten Monitorings der Gesundheitsentwicklung dar.

Weitere Vortragende der 23. Internationalen „Summer School“ waren unter anderem Frank Lehmann von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Wilm Quentin von der Technischen Universität Berlin sowie die ASH Berlin Professor_innen Theda Borde, Raimund Geene, Elke Kraus und Hürrem Tezcan-Güntekin.
Das komplette Programm kann unter https://www.socialeurope.net/summer-school/ nachvollzogen werden.