Hochschulleben AGH-Präsident Dennis Buchner empfängt Familienangehörige von Alice Salomon

Das Gespräch fand anlässlich der Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag von Alice Salomon statt.

Die Geschwister Zoe und Joe Jacobs mit ihrer Großmutter Eva Jacobs (Großnichte von Alice Salomon), dem AGH-Präsidenten Dennis Buchner und der Künstlerin Dessa vor den Exponaten der Künstlerin
Die Geschwister Zoe und Joe Jacobs mit ihrer Großmutter Eva Jacobs (Großnichte von Alice Salomon), dem AGH-Präsidenten Dennis Buchner und der Künstlerin Dessa Abgeordnetenhaus von Berlin

Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Dennis Buchner, empfing am Montagnachmittag zahlreiche Familienangehörige von Alice Salomon sowie die ASH-Rektorin Bettina Völter, das Team des Alice Salomon Archivs, den Historiker Joachim Wieler, der bereits viel zu Alice Salomon geforscht hat, und die Künstlerin DESSA.

Anlässlich der Festwoche „150 Jahre Alice Salomon“ sind auf Einladung der ASH Berlin 13 Nachfahren Alice Salomons aus den USA, aus Israel und Großbritannien angereist. Darunter auch Eva Jacobs, eine Großnichte von Alice Salomon, und Evas Kinder Karen und Mark Jacobs mit ihren Familien. Alle Familienmitglieder nahmen am Festakt teil, und einige von ihnen besuchten auch die weiteren Veranstaltungen in dieser Woche, wie die Verleihung des Alice Salomon Awards oder den Hochschultag.

Beim Empfang im Abgeordnetenhaus sprach Dennis Buchner seine Anerkennung gegenüber Alice Salomons Werk und ihren Nachfahren aus: „Alice Salomon ist noch heute ein Vorbild für viele Menschen. Sie hat mit ihrem Wirken vieles angestoßen. Vielen Dank, dass Sie mir heute einen Eindruck davon geben konnten, was Alice Salomon ganz persönlich für Sie bedeutet und wie unterschiedlich ihr Wirken bis zum heutigen Tage nachhallt.“

Bettina Völter dankte für den Empfang der Nachfahren im Abgeordnetenhaus: „Die Anerkennung der Geschichte und Lebensleistung von Alice Salomon durch die höchsten Repräsentant_innen Berlins, die Regierende Bürgermeisterin und den Präsidenten des Abgeordnetenhauses sind sehr wichtige Gesten gegenüber der durch die Nationalsozialisten verfolgten Familie von Alice Salomon.“

Mark Jacobs schilderte, dass die Familie sich entschieden hat, das Alice Salomon Archiv als Ort zu sehen, in dem die unterschiedlichen Dokumente aus dem Privatbesitz der Familie, die von der Geschichte ihrer Tante Alice, von der Verfolgung und von den deutsch-jüdischen Beziehungen sprechen, versammelt werden. „Wir vertrauen diese Schätze dem Alice Salomon Archiv an und denken, dass damit gut und fachlich umgegangen wird“, so Mark Jacobs. Weitere Dokumente werden in den nächsten Tagen dem Archiv übergeben.

Im anschließenden Gespräch fragte Präsident Buchner die jüngere Generation, was sie mit Alice Salomon verbinde. Der Groß-groß-groß-Neffe Joe Jacobs antwortete: „Ich kann in allen unseren Familienmitgliedern sehen, wie Teile von Alice Salomon durch den Familienbaum weitergegeben werden. Auch wenn sie nicht bei uns ist, ist sie in uns und das ist wunderbar.“ Seine Zwillingsschwester Zoe ergänzte: „Als junge Jüdin finde ich das Werk von Alice Salomon besonders interessant und unglaublich inspirierend. Man kann sehen, dass nach all diesen Jahren immer noch so viel Arbeit getan werden muss. Keiner weiß, wo wir heute wären, ohne diese Frauen wie Alice Salomon, die für Emanzipation und Gleichstellung gekämpft haben. Ich habe heute so viel mehr über Alice und die Geschichte Berlins gelernt. Es ist sehr faszinierend. Sie ist eine so wichtige Figur für junge Menschen, die etwas verändern wollen. Ihre Entschlossenheit ist an uns alle weitergegeben worden, und das ist etwas, das wir mitnehmen und nutzen müssen.“ 

Eva Jacobs, mit 89 Jahren die älteste anwesende Angehörige von Alice Salomon, drückte ihre Dankbarkeit aus dafür, dass sie alle zu der 150-Jahr-Feier ihrer Großtante eingeladen wurden. „Es ist sehr bewegend für mich, denn obwohl das Ende von Alice Salomons Leben sehr tragisch war, geht ihre Arbeit weiter als die der meisten Menschen und wird von jungen Menschen in die Gesellschaft getragen und macht einen wirklich großen Unterschied. Ich bin Alice dankbar dafür, dass sie eine solche Vision und die Kraft hatte, sie umzusetzen und das Leben so zu verändern. Und ich denke, dass dies durch die wunderbaren Feierlichkeiten noch viel stärker und klarer wurde.“

Auch Dennis Buchner unterstrich, wie aktuell die Biografie von Alice Salomon ist, obwohl sie längst vergangen sei.

Die Archivarin des Alice Salomon Archivs Friederike Mehl sagte: „Ich habe schon von zwei riesengroßen Koffern gehört, die morgen ins Archiv gebracht werden. Ich bin schon sehr aufgeregt und auch etwas nervös, denn das ist der Moment, in dem unsere eigentliche Arbeit beginnt: die Dokumente sortieren und überlegen, wo und wie wir sie am besten bewahren und erhalten können. Die Schenkung beweist ein unglaubliches Vertrauen in unsere Institution.“

Nach dem Gespräch führte die Künstlerin Dessa (Deborah Petroz Abeles) die Gruppe, in Begleitung von Herrn Buchner, durch ihre Ausstellung „The Art of Remembrance / Die Kunst des Gedenkens - Alice Salomon“. Die Ausstellung rührt aus einem multimedialen Projekt und stellt bildkünstlerisch in Malereien, Collagen und Exponaten das Leben und Wirken Alice Salomons dar. Die Künstlerin erschafft so eine visuelle Biographie, die vielschichtig Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Das zentrale Anliegen der Ausstellung ist es, deutsch-jüdische Vergangenheit und Kultur als lebendigen, wirksamen Teil unserer Gesellschaft heute zu betrachten. Anlässlich des 150. Geburtstag von Alice Salomon präsentierte das Abgeordnetenhaus von Mitte März bis zum 2. Mai die Ausstellung in der Wandelhalle.

Eines der Kunstwerke aus der Reihe „The Art of Remembrance“ überreichte Dessa am Montag beim Festakt an Bettina Völter als Schenkung an die ASH Berlin.

 

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