Gesundheit Breites Bündnis fordert die Finanzierung von Sprachmittlung im Gesundheitswesen

30 Initiator_innen darunter auch die ASH Berlin veröffentlichen Positionspapier

Initiiert durch das TransVer neXus Forum „Interkulturelle Öffnung im Gesundheitswesen X.0 – von Widerständen und Neuanfängen – Digitales Forum am 22. & 23. Juni 2021“ hat sich im Sommer 2021 ein „Bundesweites Bündnis für Sprachmittlung im Gesundheitswesen“ zusammengeschlossen, das sich für die Aufnahme von Sprachmittlung in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) bzw. ins SGB V einsetzt. 30 Organisationen haben in diesem Rahmen ein Positionspapier erstellt und am 1. Dezember 2022 veröffentlicht, in dem die politisch Verantwortlichen – u.a. das Bundesministerium für Gesundheit und die fachpolitischen Sprecher_innen der Regierungsparteien – dazu aufgerufen werden, dies nun schnellstmöglich rechtlich zu verankern.

Das breite Bündnis der Initiator_innen setzt sich u. a. aus klinischen Vertreter_innen wie der Charité oder Vivantes, Bildungseinrichtungen wie der Alice Salomon Hochschule Berlin sowie zahlreichen Patienten- und Dolmetsch-Organisationen zusammen. Eine Vielzahl von weiteren Unterstützer_innen hat das Positionspapier mit unterzeichnet.

„Diversität und Mehrsprachigkeit in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung gehören längst zur Normalität. Bisher werden Sprachbarrieren mit Hilfe von Google Translate, ad hoc eingesetzten Laiendolmetscher_innen oder einer Kommunikation mit Händen und Füßen umschifft. Es gibt keinerlei klare Finanzierung und auch keine klaren Regeln zum Einsatz qualifizierter Sprachmittlung. Diese Praxis ist nicht vereinbar mit Informationsrechten, Teilhabemöglichkeiten und Anforderungen an gesundheitliche Chancengleichheit. Nicht-deutschsprachige Menschen werden in der Versorgungspraxis aufgrund der improvisierten Arrangements mit Sprachbarrieren strukturell diskriminiert.“, so Theda Borde, Professorin für Public Health und medizinsoziologische Grundlagen der Sozialen Arbeit an der ASH Berlin und Mitunterzeichnerin des Positionspapiers.

Die Aufnahme von Sprachmittlungsleistungen in den Katalog der Gesetzlichen Krankenkassen bzw. in das SGB V wurde bereits in den letzten Jahren von verschiedenen Fachverbänden und Gremien gefordert. Das nun veröffentlichte Positionspapier konkretisiert diese Forderung.

Sichere Verständigung für gleichberechtigte Teilhabe

Empirisch sind die negativen Auswirkungen von Sprachbarrieren in der Gesundheitsversorgung sowie auch umgekehrt der positive Einfluss von Sprachmittlung längst belegt. Der jedoch fehlende rechtliche Anspruch auf Sprachmittlung im Gesundheitswesen und die aktuelle Kostenübernahme-Regelung verfestigen die strukturelle Benachteiligung von Menschen mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen und sind damit unter dem Gesichtspunkt des strukturellen Rassismus zu betrachten.

Forderungen zur Sprachmittlung im Gesundheitswesen

Der Behebung des Problems der Sprachbarrieren widmen sich bundesweit bereits verschiedene Anbieter_innen und Sprachmittlungsnetzwerke, doch fehlende Finanzierung führt nach wie vor häufig dazu, dass in der Gesundheitsversorgung Kompromisslösungen gefunden werden, die weder für Mitarbeitende noch Patient_innen sinnvoll sind und zahlreiche negative Folgen mit sich bringen. Das Bündnis fordert daher in elf Punkten die umfangreiche Finanzierung von Sprachmittlung sowie u. a. konkrete Regelungen zur Umsetzung im medizinischen Alltag.

Das Positionspapier

Zur Kurzversion: https://transver-berlin.de/wp-content/uploads/2022/11/Positionspapier-Buendnis-Sprachmittlung_Kurzversion.pdf
Zur Langversion: https://transver-berlin.de/wp-content/uploads/2022/10/Positionspapier-Buendnis-Sprachmittlung_Langversion.pdf