Das Symposium „Digitalization, Risk Assessment, Decision-Making Tools and Social Work“, mit dem Schwerpunkt Digitalisierung im Feld der Kinder- und Jugendhilfe und im Kinderschutz, fand am 14.02.2020 an der ASH Berlin statt.
Keynotespeaker war Philip Gillingham von der University of Queensland (Australien), der seit einigen Jahren den englischsprachigen Diskurs mit seinen Forschungsarbeiten zum Thema bereichert. Gillingham warnte eindrücklich davor, falsche Hoffnungen in die Nutzung von „Big Data“ zu setzen. Die Hoffnungen auf objektive Berechnung von Risiken könnten nicht eingelöst werden, häufig würden vielmehr alltägliche „biases“ und Marginalisierungen reproduziert. Allzu oft sei unklar, wofür Risikoberechnungen überhaupt gebraucht würden. Die immensen finanziellen Investitionen für die Aufbereitung von Big Data seien an anderer Stelle, z. B. in der Professionalisierung von Fachkräften oder im Ausbau sozialer Infrastruktur besser aufgehoben.
Stephan Dahmen, Post-Doc an der Universität Bielefeld, wies auf die disparate Landschaft der in Deutschland verwendeten Einschätzungsinstrumente sowie auf deren „hybriden“ Gebrauch in der Praxis hin. Emma Schroth, Studentin der Sozialen Arbeit an der iba berlin, plädierte für die Aufrechterhaltung individualisierender Fallarbeit gegenüber den standardisierenden Ansprüchen elektronischer Fallbearbeitungssoftware. Timo Ackermann, Professor für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der ASH Berlin, demonstrierte an empirischen Materialien, wie Risikoeinschätzungsinstrumente Sozialarbeiter_innen in „Interaktionen“ verwickeln und zu etwas werden, was in komplexen Entscheidungsumwelten „auch noch“ getan werden muss. Die Tagung endete mit einem Brainstorming für weitere Forschungsprojekte im Themenfeld.