Am heutigen 3. Mai 2020 wäre die Dichterin, Aktivistin und Wissenschaftlerin May Ayim 60 Jahre alt geworden. Ihr Werk ist bis heute prägend.
May Ayim (bürgerlich Sylvia Brigitte Gertrud Opitz) wurde 1960 in Hamburg geboren. Seit ihrer Kindheit erfuhr sie die rassistischen Nachwirkungen des deutschen Kolonialismus.
Nach dem Abitur begann May Ayim zunächst ein Lehramtsstudium bevor sie nach Regensburg wechselte um Psychologie und Pädagogik zu studieren.
In diese Zeit fällt auch ihre erste Ghanareise, auf der Sie sich auf die Suche nach ihrem kulturellen Erbe machte. Die Begegnungen mit ihrer ghanaischen Großfamilie beschrieb May Ayim später mit dem Sinnbild eines „wallnussmangobaums“ – ein Baum des Lebens, das Früchte aus beiden Ländern trägt.
Ihr Studium in Regensburg beendete May Ayim 1986 und zog von dort nach West-Berlin, wo sie zunächst andere Schwarze Frauen kennenlernte, unter anderem die Schwarze US-amerikanische Wissenschaftlerin, Aktivistin und Poetin Audre Lorde.
1987 begann May Ayim eine dreijährige Ausbildung zur Logopädin. Rassismus und Sexismus wurden fortan feste Bestandteile ihrer Forschungen, wie auch der Titel ihrer Examensarbeit "Ethnozentrismus und Sexismus in der Sprachtherapie" (1990) zeigte.
Durch Audre Lordes Initiative entstand die Anthologie "Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte", in der May Ayim ihre Diplomarbeit veröffentlichte. In Analogie zu ‚Afro-American' entwickelte sie im Austausch mit anderen Schwarzen deutschen Frauen die Selbstbenennung "Afrodeutsch".
Diese ‚Doppelidentität’ behandelte May auch in ihren Gedichten "afro-deutsch I" und "afro-deutsch II", die 1995 in ihrem ersten Gedichtband "blues in schwarz weiss" erschienen. Gleichzeitig forderte sie die weiße deutsche Mehrheitsgesellschaft heraus, das Selbstverständnis dessen, was als Deutsch angenommen oder abgelehnt wurde, zu hinterfragen.
In den 90er Jahren hatte May Ayim Lehraufträge an Berliner Universitäten inne. Unter anderem auch an der Alice Salomon Hochschule.
Am 9. August 1996 entschied sich May Ayim schließlich aus dem Leben zu gehen
Im Jahr nach ihrem Tod erschien im Orlanda Frauenverlag in Berlin May Ayims zweiter Gedichtband "Nachtgesang" sowie ein Sammelband mit dem Titel "Grenzenlos und Unverschämt", der ihre politischen und biografischen Essays, Interviews und Fotos beinhaltet. 2016 erschien zu May Ayims 20. Todestag außerdem die Anthologie Sisters and Souls (2015).
May Ayim ist die wohl prominenteste Vertreterin der Schwarzen Community in Deutschland. Mit der Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer sollte es die Schwarze Community in Deutschland schaffen, sich als selbstbestimmte Teilkultur in die deutsche Nation und deren Geschichte und Gegenwart einzuschreiben.
Zu ihrem 60. Geburtstag erinnert die Alice Salomon Hochschule an eine der herausragendsten Vertreterinnen der Schwarzen Community in Deutschland.
Publikationen von May Ayim befinden sich auch in der Bibliothek der ASH Berlin und können im Opac recherchiert werden. Weitere Informationen zu May Ayim finden sich auf der Website des Digitalen Deutschen Frauenarchivs.