Hochschulleben Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Statement des Frauen*büros der ASH Berlin

129 brennende Kerzen stehen auf dem Platz vor dem Marzahn-Hellersdorfer Rathaus
Die 129 Kerzen stehen für die 129 in Deutschland im Jahr 2021 ermordeten Frauen.

Am 25. November findet jährlich der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ statt. Erstmals initiiert durch lateinamerikanische und karibische Feminist_innen, wurde dieser Tag 1981 offiziell von der UNO als weltweiter Tag des Erinnerns an Opfer patriarchaler Gewalt initiiert. Unter dem Motto „Ni una menos – Nicht eine weniger“ kämpfen weltweit feministische Akteur_innen gegen die Ermordung von Frauen.

Dass Frauen* getötet werden, weil sie Frauen* sind, findet auch in Deutschland noch zu wenig Beachtung. Es gibt einen Begriff dafür: Femizide. Und es gibt eine Ursache: Patriarchale Machtverhältnisse. Diese finden sich auf allen Ebenen gesellschaftlichen Zusammenlebens, doch sie treffen nicht alle Menschen gleich: Personen, die aufgrund von Rassismuserfahrungen, sozialer Herkunft oder Behinderungen und chronischer Erkrankung Diskriminierung, Marginalisierung und Ausgrenzung erfahren, sind besonders von patriarchaler Gewalt bedroht, ebenso trans, inter und nicht-binäre Personen sowie auch Sexarbeiter_innen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt findet sich bei uns an der Alice Salomon Hochschule in vielen Schwerpunkten wieder. Wir bilden Sozialarbeiter_innen aus, die in Frauenzufluchtswohnungen, Frauenhäusern und Beratungsstellen arbeiten. Wir bieten Weiterbildungen zu geschlechterreflektierter Pädagogik und machtkritischen Perspektiven. Wir versuchen, Räume zu schaffen, in denen über Gewalterfahrungen und sexualisierte Diskriminierung gesprochen werden kann. Diese Erlebnisse sind aufgrund der gesellschaftlichen Tabuisierung mit Scham, Hilflosigkeit, Überforderung oder Angst verbunden. Oft fühlen sich die Betroffenen mit diesen Erfahrungen allein gelassen und suchen die Schuld bei sich selbst statt bei der gewaltvollen und diskriminierenden Person. Sie haben Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird oder befürchten negative Konsequenzen für ihre (berufliche) Zukunft.

Gerade in körpernahen Tätigkeitsbereichen wie der Pflege findet eine Tabuisierung des Themas bei gleichzeitiger Normalisierung entsprechender Handlungen statt. Der Anspruch an die eigene professionelle Rolle und mangelnde Thematisierung in Ausbildung und Berufsumfeld verstärken dies. Dabei sind gerade Berufsanfänger_innen besonders von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt in der Pflege betroffen. Hier ist es auch Aufgabe der Ausbildungsinstitutionen und der Einrichtungen, Beschäftigte vor unerwünschten Berührungen und degradierenden Situationen zu schützen, und dies nicht als Normalität hinzunehmen.

Patriarchale Gewalt beginnt bei abwertenden Bemerkungen und gipfelt in Mord. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier mit vielen weiteren Menschen zusammen klar Position zu beziehen und Grenzen aufzuzeigen. Es ist eine gemeinsame Aufgabe, aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu schützen und zu stärken. Hier und heute in unserem Alltag in Berlin. Und dieses Jahr auch mit einem Blick in den Iran und auch nach Afghanistan, wo Proteste von Frauen*, die ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern, mit Gewalt niedergeschlagen und unterdrückt werden.

Ob im November oder im März, ob in Marzahn-Hellersdorf oder in Mexiko, ob im privaten Haushalt oder auf den Straßen der Großstädte: Ni una menos – Nicht eine weniger!

Wir stehen zusammen gegen patriarchale Gewalt und sexualisierte Diskriminierung.

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Dieses Statement wurde von der Frauen*- und Gleichstellungsbeauftragten der ASH Berlin, Nina Lawrenz, verfasst und bei der Fahnenhissung am 25.11.2022 vor dem Marzahn-Hellersdorfer Rathaus verlesen. Bei dieser Veranstaltung entstanden auch die obigen Bilder.