Hochschulleben „Pionierarbeit gegen soziale, rassistische und ethnische Diskriminierung“

Verleihung des Alice Salomon Awards an Anna Csongor

Gruppenfoto auf der Bühne des ASH-Audimax
v.l.n.r.: Bettina Völter, András Nun, Anna Csongor, Gesine Bär, Jana Einsporn, Anja Voss Michael Schaaf

Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Hochschule wurde am 27. Januar der Alice Salomon Award an die ungarische Forscherin Anna Csongor verliehen. Die Sozialarbeits-Pionierin wurde für ihr Engagement gegen Diskriminierung von marginalisierten Gruppen, inbesondere Rom*nja, ausgezeichnet.

Mit dem Preis ehrt die Hochschule Persönlichkeiten, die zur Emanzipation der Frauen und der Entwicklung der Sozialen Arbeit Herausragendes beigetragen haben und im übertragenen Sinn das Werk Alice Salomons weiterführen. Die Auszeichnung ist mit 6.000 Euro dotiert. Anna Csongor ist Dozentin im Ruhestand an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE) sowie Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Autonómia.

Zum Auftakt der Preisverleihung begrüßte Bettina Völter, Rektorin der ASH Berlin, die geladenen Gäste. In ihrer Neujahrsansprache betonte sie die Bedeutung des Alice Salomon Awards im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen in unserer Gesellschaft: „Wir sind stolz darauf, mit unseren beiden Preisen [Alice Salomon Award und Alice Salomon Poetik Preis, Anm.d.Red.] Persönlichkeiten mit internationaler Reichweite ehren und unterstützen zu können, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen und die unsere demokratische Gesellschaft, den Zusammenhalt, die Solidarität, den Frieden, die Diversität, die Bildungsgerechtigkeit, den vielfältigen, interdisziplinären, künstlerischen Ausdruck nachhaltig stärken. Dies ist umso wichtiger als wir in einer Zeit des Kästchendenkens angekommen sind, in einer Zeit, in der wir lernen müssen, Fake News von seriösen Nachrichten und KI-generierte Texte von denen zu unterscheiden, die selbst erdacht sind, in der wir die Hoffnung auf Frieden und kreative, aus unterschiedlichen Perspektiven dialogisch entwickelte Lösungen nicht aufgeben dürfen, obwohl das Ende der Kriege immer aussichtsloser scheint. Wir leben in einer Zeit, in der wir gemeinsam für unsere Demokratie gegen den wachsenden Hass, Rassismus und Antisemitismus sowie gegen jegliche menschenverachtenden Pläne extrem rechter Akteur_innen eintreten müssen.“

Es folgten ein Grußwort von Nadja Zivkovic, Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, und die Jurybegründung, verlesen von Anja Voss, Prorektorin für Studium, Lehre und Digitalisierung und Mitglied der Jury des Alice Salomon Awards. Die Jury hob hervor, dass Anna Csongor „eine Schlüsselfigur im Programm Armut und Roma der Autonómia Stiftung war, der ersten unabhängigen Stiftung, die nach dem Regimewechsel 1990 in Ungarn Entwicklungsprogramme für Rom*nja und NGOs initiierte.“ Von 1995 bis 2013 leitete Anna Csongor diese Stiftung. Die Jury würdigte außerdem Anna Csongors „entschiedenes Engagement und ihre Pionierarbeit gegen die Sackgassenpraktiken der ungarischen Sozialpolitik – gegen soziale, rassistische und ethnische Diskriminierung“.

Laudator András Nun, der die Stiftung Autonómia seit 2013 leitet und für seine Rede aus Ungarn angereist war, beschrieb das „Vermächtnis“ von Anna Csongor mit folgenden fünf Punkten:

  • Being conscious about our actions.
  • Interfering in power relations
  • One cannot make a difference if there is a credibility deficit.
  • Do not portray to the outside world that everything is bright, and that change is easily achievable!
  • Do not sell yourself!

Für den zweiten Teil der Laudatio war János Ignácz vorgesehen, ein Lehrer und ehemaliger Kollege von Anna Csongor in der Stiftung Autonómia. Aufgrund des Bahnstreiks verspätete er sich leider, so dass Barbara Schäuble, ASH-Professorin und Mitglied der Jury, kurzerhand für ihn einsprang und seine Laudatio verlas. Darin hob János Ignácz hervor: „Anna hat sich von Anfang an für mich eingesetzt, stand immer hinter mir und hat mich unterstützt, wo sie nur konnte. (…) Im Allgemeinen empfinde ich es als sehr wichtig, sich in andere Menschen unabhängig von ihrer Herkunft hineinzuversetzen. Man sollte nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch gemeinschaftlich agieren und jeden Einzelnen mit Respekt und Feingefühl behandeln. Nur so gestaltet sich ein friedvolles und respektvolles Miteinander.“

Anna Csongor fühlte sich sehr geehrt, mit dem Alice Salomon Award ausgezeichnet zu werden: „The world is in great need of professionals who are brave, consistent, committed to solving social inequalities, and able to act, such as Alice Salomon. It is an honor to receive the award named after her.” Ihre Dankesrede schloss sie mit folgenden Worten: “Having read her memoirs, I wish we could meet. I think we could talk. I would be very interested in how she would see the way out of the current situation.”

Das Bühnenprogramm begleitete die in Berlin lebende Musikerin Tayo Awosusi-Onutor, die sich selbst als Afro-Sintezza beschreibt. Ihre berührenden Songs, die sie auf Romanes, der Sprache der Sinti*zze und Rom*nja, und auf Deutsch sang, gaben der Preisverleihung die passende Rahmung.

Nach der Preisverleihung lud die Hochschule die Gäste zum gemeinsamen Austausch am Buffet ein.

Mehr zur Preisträgerin in unserer Pressemitteilung.

Ausgewählte Fotos vom Abend finden Sie in der obenstehenden Bildergalerie.