„Die Welt ist kleiner geworden. [...] Menschen und Völker sind einander näher gerückt, im Guten wie im Bösen. Sie können einander in neuen Ausmaßen Zerstörung und Vernichtung bringen oder gegenseitige Hilfe und Unterstützung für gemeinsames Aufbauen. Sie können gegeneinander kämpfen oder gemeinsam Armut, Unwissenheit, Krankheit und Tod bekämpfen. Der Wille der Menschen entscheidet über die Richtung, die sie einschlagen. Wenn aber überhaupt der Kampf gegen diese Übel geführt werden soll, darf es nicht nur in den Grenzen eines Landes geschehen. Denn die Ursachen der Not liegen oft außerhalb der Grenzen und Länder, in denen sie auftreten, wie auch die Wirkung der Not über die Landesgrenzen hinausreicht.“
aus: Alice Salomon: Warum internationale Wohlfahrtspflege notwendig ist (1930), in: Alice Salomon: Frauenemanzipation und soziale Verantwortung. Ausgewählte Schriften, Bd. 3, 2004, S. 467-472, S. 468.
Die Hochschulleitung der Alice Salomon Hochschule Berlin verurteilte bereits 2023 die terroristischen Angriffe der Hamas und ihrer Helfer_innen auf die Menschen in Israel (Statement vom 16.10.23, Statement vom 15.11.23). Unser tiefes Mitgefühl gilt nach wie vor den Opfern und deren Angehörigen sowie den weiterhin in Gefangenschaft befindlichen Geiseln. Wir erkennen das Trauma an, das dieser Angriff in der israelischen Bevölkerung, bei Jüdinnen und Juden in Deutschland und weltweit hinterlassen hat. Die jahrzehntelange Bedrohung Israels durch tödliche Terrorangriffe muss endlich ein Ende haben. Antisemitismus und die Bedrohung von Jüdinnen und Juden, auch in Deutschland, sind inakzeptabel. Im Gegenteil muss der Schutz jüdischen Lebens oberste Priorität haben.
Das gilt auch für den Schutz von Muslim_innen und Palästinenser_innen in Deutschland und weltweit. Wir verurteilen deshalb ebenfalls die anhaltenden Verstöße des israelischen Militärs gegen das Völkerrecht, die unverhältnismäßige Gewalt und Eskalation in Gaza und die Menschenrechtsverletzungen an der palästinensischen Zivilbevölkerung, die ihrerseits die kollektiven Traumata von Palästinenser_innen über Generationen hinweg fortschreiben.
Wir empfinden auch tiefes Mitgefühl mit den Menschen in den palästinensischen Gebieten und ihren Angehörigen weltweit, deren Leiden kein Ende nimmt. Die Bevölkerung ist auf Anweisung der israelischen Regierung unablässigen Bombardierungen ausgesetzt. Die von dieser verantwortete Einstellung oder Begrenzung von Lebensmittellieferungen, die Blockade der Strom- und Wasserversorgung und die Zerstörung medizinischer Institutionen, die es geradezu unmöglich macht, verletzte und hilfesuchende Personen zu behandeln, verstoßen in eklatanter Weise gegen das Völkerrecht. Die Bundesregierung muss die israelische Regierung dazu auffordern, gemäß der am 26. Januar und am 28. März durch den IGH erlassenen einstweiligen Maßnahmen sofort alle technisch möglichen Maßnahmen zur Herstellung einer ausreichenden humanitären Versorgung Gazas zu unternehmen.
Die Proteste von Menschen in den palästinensischen Gebieten gegen die Hamas finden keine hinreichende Unterstützung, weder von der internationalen Politik, noch von der israelischen Regierung.
Wir begrüßen dagegen alle Initiativen, die sich für eine unverzügliche und vollständige Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen einsetzen, um Leben zu retten und Menschwürde zu wahren. Ernsthafte Verhandlungen über einen Waffenstillstand, die Versorgung der Menschen in Gaza und das sofortige Ende des Tötens sind überfällig.
Die ASH Berlin unterstützt darüber hinaus Initiativen, die sich für Demokratie einsetzen und anhaltenden, gerechten Frieden wie auch eine langfristige Stabilität in der Region zum Ziel haben.
Die Hochschule steht mit ihren Schwerpunkten Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung für Frieden, Demokratie, Menschenwürde, Menschenrechte, Menschlichkeit und gegen Terror, Hass und Krieg. Studierende lernen hier Strategien der Konfliktbewältigung sowie die konsequente ethische Verpflichtung der SAGE-Disziplinen für die Einhaltung der Menschenrechte und die Achtung des Völkerrechts.
In diesem Sinne und im Sinne unserer Gründerin Alice Salomon hat unsere Reihe „Zivilgesellschaftliches Engagement. Stimmen gegen die Perspektivlosigkeit“ die Notwendigkeit friedensstiftender Alternativen und Initiativen in und zwischen Israel und Palästina deutlich gemacht. Sie hat auch aufgezeigt, dass Menschen, die sich für das friedliche Zusammenleben und für die Verständigung zwischen Israelis und Palästinenser_innen einsetzen, wie zum Beispiel das Parents Circle-Families Forum (PCFF) oder Combatants for Peace (CfP), in Israel und auf palästinensischem Gebiet gefährdet sind.
Es ist an uns, genau diese Stimmen der palästinensischen und israelischen Zivilbevölkerung bekannt zu machen und zu stärken – anstatt polarisierend zu denken und zu handeln. Wir halten deshalb eine umfassende Berichterstattung sowie eine solidarische Unterstützung der Demokratiebewegungen und Friedensinitiativen, die sich für das Überleben aller Menschen in der Region einsetzen, für essentiell.
„Die Wohlfahrt der Menschen [kann] nur gedeihen, wenn friedliche Beziehungen zwischen den Völkern angebahnt, erhalten, gefördert werden. Nichts hat einen verheerenderen Einfluss auf das Wohl der Menschheit als der Unfriede, der Krieg. Er hebt alles auf, was die soziale Arbeit [die Carearbeit im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen] geschaffen hat. Er zwingt die Sozialarbeiter [Carearbeiter_innen] zu einer ungeheuren Vermehrung ihrer Arbeit; aber gleichzeitig vernichtet er die Möglichkeit des Erfolgs, indem er die Massen in Not und Elend stürzt.
aus: Alice Salomon: Warum internationale Wohlfahrtspflege notwendig ist (1930), in: Alice Salomon: Frauenemanzipation und soziale Verantwortung. Ausgewählte Schriften, Bd. 3, 2004, S. 467-472, S. 468.
Das Präsidium und die Dekane der ASH Berlin
Bettina Völter, Gesine Bär, Anja Voss, Heinz Stapf-Finé, Michael Erhart