Prof. Dr. Bettina Völter, Rektorin der ASH Berlin, nahm am 22. März 2021 am Ausschuss für Wissenschaft und Forschung des Berliner Abgeordnetenhauses teil. Die Aufzeichnung der Sitzung ist ab sofort auf dem Youtube-Kanal des Abgeordnetenhauses verfügbar.
Prof. Völter informierte zunächst zur baulichen Erweiterung, neuen Studienangeboten sowie zu Perspektiven für die ASH Berlin am Standort Hellersdorf (auf Antrag der Fraktion der FDP). Im zweiten Teil sprach sie – gemeinsam mit Vertretern der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) sowie der Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) – über die bestehenden Strukturen und Zukunftskonzepte der SAGE-Fächer an den Berliner Hochschulen (auf Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen).
In ihrer Stellungnahme berichtete die Rektorin zunächst Erfreuliches: der Spatenstich zum Neubau ist für September geplant. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses entscheidet im April 2021 darüber, ob die drei Bauabschnitte in eine insgesamt vom Land verantwortete Landesbaumaßnahme überführt werden. Mit dem Neubau am Kokoschkaplatz wird der Campus der Hochschule weiterentwickelt, der dann mit Hauptgebäude am Alice-Salomon-Platz, Helleum in der Kastanienalle und den derzeit angemieteten Flächen am Fritz-Lang-Platz ein Areal im Bezirk Marzahn-Hellersdorf absteckt, das Wissenschaft sichtbar macht. Prof. Völter zeigte auf, dass der Raumbedarf der stark wachsenden Hochschule bis zum Bezug des Neubaus erhebliche, vom Globalhaushalt der Hochschule zu tragende Kosten von über 2 Millionen im Hochschulvertragszeitraum 2018-2022 verursacht.
Im Rahmen des derzeitigen Hochschulvertrages wächst die ASH Berlin über 40% landesseitig finanzierter Studienplätze, ihr Haushalt wächst um 27 % mit. Neben dem aktuellen Stand zu den wachsenden und neu eingerichteten Studiengängen – wie zum Bachelor Pflege mit seinem innovativen und gesellschaftsrelevanten Schwerpunkt Gerontologie und Diversity, zum Bachelorstudiengang Interprofessionelle Gesundheitsversorgung-online, der die wissenschaftlich reflektierte Zusammenarbeit zwischen berufserfahrenen Studierenden aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen stärkt, sowie zum Master Soziale Arbeit – Kritische Diversity und Community Studies, der sich einer ganz besonders großen Nachfrage erfreut – ging Prof. Völter auf den nötigen Prozess der Organisationsentwicklung ein. Aufgrund ihres starken Wachstums muss die Hochschule derzeit viele Prozesse gleichzeitig bewältigen und steuern: den Personalaufwuchs, eine umfassende Verwaltungsreform, die erstmalige Einrichtung von Fachbereichen. Die Rektorin warb dafür, dass landesseitig die Leistungen der ASH Berlin durch eine konsolidierte und auskömmliche Finanzierung der Anmietungen, der Fachbereichsstruktur und des Studienangebots gewährleistet werden. Auch bei möglicher Aussetzung des Hochschulvertrages müsse darauf geachtet werden, dass die Aufgaben, die die ASH Berlin in 2018 übernommen hat, auch noch für 2023 bzw. 2024 ausfinanziert sind.
Wichtig sei weiterhin, dass die Akademisierung der Gesundheitsberufe auf Bundes- und Landesebene weiter harmonisiert und auf eine gelingende Umsetzung hin ggf. nachjustiert werden. Dies betrifft zum einen den Studiengang Ergo-/Physiotherapie, der derzeit noch unter einer bundesweiten Modellklausel läuft, nach positiver Evaluierung und Re-Akkreditierung jedoch vom Land ins Standardprogramm übernommen werden solle. Zum anderen gilt es für den primärqualifizierenden Pflege-Studiengang, bei dem nach wie vor die Studierbarkeit gewährleistet werden müsse. Denn die nötigen vielen Praxisphasen machten ein Jobben während des Studiums quasi unmöglich. Hier müssten Interessierte zum Beispiel das Angebot eines Stipendienprogramms erhalten. Des Weiteren stehen für eine erfolgreiche Umsetzung eine auskömmlich finanzierte wissenschaftliche Praxisbegleitung sowie die Re-Finanzierung der Aufwände der zahlreichen kleinen Praxisträger noch aus, die ggf. über einen Ausbildungsfonds gewährleistet werden könnten.
Als Ausblick auf die nächste Periode des Berliner Hochschulvertrages, machte Prof. Völter seitens der ASH Berlin das Angebot eines Masterstudiengangs „Pädagogik der Kindheit im Grundschulalter“, der einen wichtigen Beitrag für die Sprachbildung, die MINT-Bildung und für den Übergang Kita-Grundschule leisten könne.
Im Rahmen des darauffolgenden intensiven Austausches mit Abgeordneten und Vertretern der anderen Berliner SAGE-Hochschulen folgten zahlreiche Nachfragen. Prof. Völter trat, wie ihre Kollegen aus den Hochschulleitungen der EHB und der KHSB, dafür ein, das Promotionsrecht für die Fachhochschulen im Land Berlin zu verankern. Schließlich wurde der Vorschlag einer weiteren Hochschulgründung im Land Berlin in Trägerschaft des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg kontrovers diskutiert. Vor allem vor dem Hintergrund des bereits bestehenden breiten und fachlich hochwertigen Angebots sowie der strukturellen Unterfinanzierung der bestehenden und neu eingerichteten SAGE-Angebote sei fraglich, inwiefern eine weitere Hochschulgründung in dem Bereich nötig sei.
Abschließend informierte Bettina Völter darüber, dass die ASH Berlin (nebst anderen Hochschulen im Land Berlin, also Beuth, HTW, HWR, EHB und KHSB) als Fachhochschule in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, wobei sie als Institution bereits seit 113 Jahren besteht. Um diesen Anlass zu feiern, wird derzeit ein Buch verfasst, an dem viele der Professor_innen der Hochschule mitwirken. Dies sei ein schönes und Zusammenarbeit stiftendes Projekt, das in den herausfordernden Covid19-Zeiten zur Kommunikation untereinander, zur Profilschärfung und zum Gemeinschaftsgefühl beitrage. Das Buch wird den Mitgliedern des Wissenschaftsausschusses wie anderen Akteur_innen von Wissenschaft und Forschung und Interessierten dann im Herbst zugehen. Im nächsten Jahr sei es dann hoffentlich möglich, den 150. Geburtstag von Alice Salomon in Präsenz zu feiern.
Weitere Informationen zur Tagesordnung findet man auf den Seiten des Berliner Abgeordnetenhauses.