Die Care-Initiative von Hochschullehrenden der ASH Berlin unterstützt die Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in der bundesweiten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Länder nach Einkommenserhöhung. Diese Forderungen betreffen unter anderem die Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen im öffentlichen Dienst, Mitarbeiter*innen der Hochschulen, Auszubildende und Studierende. Die Tarifgemeinschaft der Länder weist die Forderungen bislang zurück. Am Dienstag, den 9. November 2021, ruft ver.di die Beschäftigten der Berliner Bezirksämter, der Berliner Kita-Eigenbetriebe und die Sozialarbeitenden bei den Berliner Bezirken zu ersten Warnstreiks auf.
Die Care-Initiative von Hochschullehrenden der ASH Berlin (Prof. Dr. Timo Ackermann, Prof. Dr. Ulrike Eichinger, Prof. Dr. Julia Franz, Prof. Dr. Andrea Nachtigall, Prof. Dr. Barbara Schäuble, Prof. Dr. Sandra Smykalla) nimmt dazu Stellung:
„Wir unterstützen die Forderungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, insbesondere der Beschäftigten in den Care-Berufen Soziale Arbeit und Erziehung, nach angemessener Bezahlung und Eingruppierung. Fachkräftemangel und systematische Überlastung in diesen Berufen zeugen davon, dass der Care-Bereich nicht politisch im Sinne verlässlicher Daseinsvorsorge für alle gesteuert wird, sondern ökonomisch. Das geht zulasten der Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen im öffentlichen Dienst, aber auch bei den Wohlfahrtsverbänden und privatwirtschaftlichen Trägern. Auch die Pflege ist davon betroffen. Der gerade erfolgreiche beendete Streik der Pfleger*innen bei Vivantes und an der Berliner Charité wurde von unseren Kolleg*innen aus dem Pflegestudiengang unterstützt. Auch wir solidarisieren uns mit den Pflegenden. Für die SAGE-Fächer (Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung) braucht es zudem bessere Bedingungen in Forschung und Lehre. Bis hinein in die Hochschulen sind Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung gegenüber den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern schlechter gestellt.
Die Care-Berufe, für die wir an den Hochschulen ausbilden, gelten als systemrelevant, zugleich sind sie jedoch seit Jahren unzureichend ausgestattet. In der Pandemie ist der Widerspruch zwischen der Bedeutung sozialer Reproduktionsarbeit für eine verlässliche Daseinsvorsorge, dem Fachkräftemangel, den anspruchsvollen Aufgaben und mangelnder Ausstattung bzw. unzureichenden Arbeitsbedingungen besonders deutlich geworden. Wir solidarisieren uns mit den streikenden Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Beschäftigten der Berliner Hochschulen und verbinden uns mit deren Kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Für die Sicherung des Fachkräftebedarfs und für eine verlässliche öffentliche Daseinsvorsorge bedarf es einer Aufwertung der Care-Berufe ebenso wie Verbesserungen der Studienbedingungen an den SAGE-Hochschulen, für die wir uns einsetzen.
Der wachsende gesellschaftliche Bedarf an Fachkräften im sozialen und gesundheitlichen Bereich hat zu expandierenden Hochschulen (bzgl. der Anzahl der Studiengänge und der Studierenden) geführt, allerdings bei nicht adäquater Entwicklung im Bereich des hauptamtlichen Personals und der (Verwaltungs-) Strukturen – das hat eklatante Folgen für die Qualität der Bildung an den Fachhochschulen. Unsere Belastung als Hochschullehrende mit einem Deputat von 18 SWS sowie Aufgaben in Forschung, Praxistransfer, akademischer Selbstverwaltung und Hochschulentwicklung betrifft die Studienbedingungen der Fachkräfte von morgen.“
Online-Petition der Care-Initiative: https://weact.campact.de/petitions/professionalisierung-sichern-im-bereich-sozialer-arbeit-gesundheit-erziehung-und-bildung-sage