Forschung Diagnose: Krise – Ergebnisse der Studie zu Arbeitsbedingungen von Therapeut_innen vorgestellt

Prof. Dr. Heidi Höppner und Dr. Eva-Maria Beck veröffentlichten ihre Auswertung der Brandbriefe der "Therapeuten am Limit"-Bewegung. Die Pressekonferenz fand unter reger Beteiligung bundesweit ansässiger Therapeut_innen am Donnerstag im Audimax der Alice Salomon Hochschule Berlin statt.

"Verbesserungsmaßnahmen müssen schnell greifen und für die betroffenen Therapeut_innen erlebbar sein", so das Fazit der beiden Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Heidi Höppner und Dr. Eva-Maria Beck nach Ihrer Auswertung von 629 Brandbriefen der Heilmittelerbringenden im Rahmen der "Therapeuten am Limit"-Bewegung.

Die Ergebnisse wurden gemeinsam mit dem Initator der Bewegung, Physiotherapeut Heiko Schneider, sowie unter Teilnahme zahlreicher Heilmittelerbringer_innen und Verbandsverteter_innen vorgestellt.

Die qualitative Untersuchung macht deutlich, dass sich viele Heiltmittelerbringende in einer beruflichen Gratifikationskrise befinden, in der der Aufwand ihrer Arbeit nicht der Belohnung durch Gehalt, Anerkennung und Arbeitsplatzsicherheit entspricht. Das führt dazu, dass viele Therapeut_innen Angst vor Altersarmut haben und teilweise versuchen, mit Überengagement "die Waage zu halten". 

 Hinzu kommen "massive Steuerungsprobleme bürokratischer Art", so Studienleiterin Höppner. Die Heiltmittelerbringenden müssen selbst Zuzahlungen eintreiben, was nicht nur das Arzt-Therapeutenverhältnis belaste, sondern einen zusätzlichen Aufwand für die Therapeut_innen darstelle.

Die Brandbriefe offenbaren zudem mehrere paradoxe Entwicklungsdynamiken in der Branche. So führe beispielsweise die Nachfrage nach therapeutischen Leistungen nicht zur Ausweitung des Angebotes therapeutischer Leistungen; Qualifikationen wie etwa Kenntnisse aus Weiterbildungen oder Studien würden nicht zu mehr Anerkennung bzw. einer höheren Entlohnung führen. „Wenn die Nachfrage ansteigt, dann müsste es doch viele neue Schulen geben, damit dieser Nachfrage entsprochen werden kann. Das ist nicht der Fall! Das ist auch ein Paradoxum", ergänzt Höppner.

 Die Brandbriefe aus dem gesamten Bundesgebiet sind im Zuge der Aktion „Therapeuten am Limit“ entstanden, die durch Heiko Schneider und seinen Brandbrief der ersten Stunde an das Bundesgesundheitsministerium im März 2018 initiiert wurde. Aus der Protestaktion ist im Laufe des Jahres 2018 eine deutschlandweite Bewegung geworden.

 Mehr Eindrücke von der Pressekonferenz finden Sie in unserer Facebook-Bildergalerie.

Weitere Informationen:

Zur Forschung von Prof. Dr. Heidi Höppner und Dr. Eva Maria Beck an der ASH Berlin

Erster Zwischenstand der Analyse der Brandbriefe

Aktion Therapeuten am Limit