Forschung „DiasPro“ entwickelt Forschungsprojekt zu Diaspora-Protestbewegungen in Berlin

Wie bewegen diasporische Proteste die Stadtgesellschaft? Wie werden transnationale Proteste in Berlin übersetzt und vernetzt?

Demo von hinten fotografiert. Eine Person hält ein Schild hoch, auf dem steht: No one's free if some are oppressed.
Moises Gonzalez | Unsplash

Berlin ist eine Metropole, in der nicht nur vielfältige diasporische Communities zuhause sind, sondern auch ein Raum, in dem sich täglich zivilgesellschaftlicher Protest artikuliert. Ob Klimawandel, Femizide, Black Lives Matter, Armut, Pandemie oder Proteste gegen globale autoritäre Regimes – in Berlin wird Protest und Solidarität nicht nur auf den Straßen geäußert, sondern auch an mannigfaltigen Veranstaltungsorten in Form von Diskussionen, Partys, Tagungen und Performances.

DiasPro nimmt diese Beobachtungen zum Ausgangspunkt, um zu fragen

  1. wie Proteste der Diaspora die Stadtgesellschaft bestimmen und bewegen und
  2. in welcher Weise Berlin als diasporische Metropole die Möglichkeit schafft, transnationale Proteste zu übersetzen und zu vernetzen.

Ausgehend davon soll ein umfassendes Forschungsprojekt entwickelt werden, das zum einen diasporische Protestbewegungen in Berlin kartiert und zum anderen die Strategien und transnationalen Verbindungen dieser Bewegungen sichtbar macht. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Wechselwirkungen zwischen der Stadt und den Protestbewegungen gelegt. Das Projekt verspricht nicht nur ein tieferes Verständnis der Rolle der Diaspora in Berlin, sondern auch wertvolle Einblicke in die Dynamik transnationaler Proteste und ihre Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft. Die Entwicklung im Zeitraum Oktober 2023 – März 2024 wird über die Förderlinie IFAF EXPLORATIV des Instituts für angewandte Forschung (IFAF) unterstützt.

Bereits in 2013 während der Gezi-Proteste in Istanbul wurde deutlich, dass Berlin ein wichtiger Verbindungsort für die Proteste in den Herkunftsländern diasporischer Communities und Migrant_innengruppen vor Ort sein kann. Beispielsweise führten die Gezi-Proteste zur Politisierung vieler junger Menschen der zweiten und dritten Generation, die den Standort Berlin zu nutzen wussten, um demokratische Rechte für die Menschen in Istanbul zu fordern. Ähnliches ist derzeit bei den Protesten gegen das Regime im Iran zu beobachten. Gleichzeitig zeigt sich, dass diasporische Gruppen in ihren Aktionsformen voneinander lernen: So übernehmen iranische Frauen*Gruppen Aktionsformen chilenischer und argentinischer Feministinnen, die in Berlin durch entsprechende diasporische Communities popularisiert wurden.

Entwickelt wird das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. María do Mar Castro Varela (ASH Berlin) gemeinsam mit den Wissenschaftler_innen Bahar Oghalai, MA und Verónica Orsi, MA.

 

Über die Förderlinie IFAF EXPLORATIV

Wie kann auf aktuelle Herausforderungen und Veränderungsprozesse in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg reagiert werden? Die Förderlinie unterstützt die IFAF-Hochschulen dabei, Lösungsansätze zu entwickeln. Gefördert wird dabei eine zeitlich und finanziell begrenzte explorative Phase zur Entwicklung oder Vertiefung von Forschungsansätzen im frühen Stadium mit gegebenenfalls auch ungewissem Ausgang. Das Ergebnis dieser explorativen Phase kann sowohl die Entwicklung oder Präzisierung einer Forschungsfrage sein, die in die Antragstellung eines Forschungsprojektes einfließt, als auch die Feststellung, dass der zu erprobende Ansatz nicht funktioniert.