News Nach der Pandemie ist vor der nächsten Krise

Empfehlung an neue Berliner Regierung: Sozialwissenschaftlichen Beirat verstetigen

Eingerichtet, um den Senat für Gesund­heit, Wissenschaft, Pflege und Gleichstellung der Stadt Berlin bei der Pandemiebekämpfung zu unterstützen, empfiehlt der sozialwissenschaftliche Beirat zum Abschluss seiner Tätigkeit der neuen Berliner Regierung eine Verstetigung eines solchen Beirates. Auch die neue Regierung könnte so von der exzellenten Qualität der Sozialwissenschaften in Berlin profitieren und künftigen Krisen besser begegnen.

„Unsere gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr hat klar das Potenzial für eine sozialwissenschaftlich informierte Krisenbewältigung aufgezeigt. Um bei akuten Problemlagen schnell Handeln zu können, wäre ein bereits bestehender Expert_innenkreis wichtig“, so Prof. Dr. Gesine Bär, Mitglied des sozialwissenschaftlicher Beirats und Prorektorin der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Der sozialwissenschaftliche Beirat kann die Politik durch systematische empirische Erhebungen der Motivlagen und Verhaltensweisen der Bevölkerung, durch eine Pilotierung von kommunikativen Maßnahmen sowie deren Überprüfung unterstützen, um auf dieser evidenzbasierten Grundlage kluge und wirkungsvolle Entscheidungen treffen zu können. Der Mangel an sozialwissenschaftlichem Wissen über die Ein­stellungen und Motivlagen der Bürgerinnen und Bürger und die Unklarheit darüber, wie man politisch beschlossene Maßnahmen gegenüber unterschiedlichen Zielgrup­pen effektiv kommunizieren kann, führte im Verlauf der Pandemie nicht nur zu falschen Entscheidungen, sondern auch zu Vertrauensverlusten gegenüber der Politik und in der Folge zu einer Zunahme der Spaltung in der Gesellschaft. Aus diesen Erfahrungen sollte man lernen. Auch zukünftige Problemlagen werden sich nicht ohne eine breite Unterstützung und Mitwirkung der Bevölkerung meistern lassen. Dies gilt nicht nur für den Bereich der Gesundheit, sondern auch für andere Politikbe­rei­che wie z. B. den eines umweltbewussten Verhaltens.

Das Gremium sollte entweder bei der Senatskanzlei oder beim Wissenschaftssenat angesiedelt sein. Über die Zusammensetzung des Gremiums sollte eine unabhängige wissen­schaftliche Institution (z. B. unter Mitwirkung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft) entscheiden, um die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Gremiums zu gewährleisten.

Prof. Dr. Gesine Bär (ASH Berlin) bildete mit folgenden Kolleg_innen den Sozialwissenschaftlicher Beraterstab für die Corona-Pandemie bei der Senats­verwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung:

Prof. Dr. Jürgen Gerhards (Freie Universität Berlin)
Prof. Dr. Jan Paul Heisig (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Freie Uni­versität Berlin)
Prof. Dr. Heike Klüver (Humboldt-Universität zu Berlin)
Prof. Dr. Ulrike Kluge (Charité – Universitätsmedizin Berlin)
Prof. Dr. Christoph Neuberger (Freie Universität Berlin, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft)
Prof. Dr. Odette Wegwarth (Charité – Universitätsmedizin Berlin) 

 

Weitere Informationen zur Beiratsarbeit in 2022 unter https://www.berlin.de/sen/gesundheit/themen/gesundheitsschutz-und-umwelt/infektionsschutz/corona/beirat/