Verhandlungen über die studentische Besetzung des Audimax

Studierende von Alice_besetzt unterbreiten der Hochschulleitung in Verhandlungen zwölf Seiten mit Forderungen.

Seit der studentischen Vollversammlung am 17. April 2023 gibt es an der ASH Berlin eine Besetzung des Audimax durch die studentische Gruppe „Alice_Besetzt“. Die Gruppe hatte am ersten Tag eine Reihe vorläufiger kurz- und langfristiger Forderungen übermittelt, die sich auf bessere Studien- und Arbeitsbedingungen und auf die (hochschul)politische Organisation der Studierenden bezogen. Über die Woche hinweg wurden die Forderungen im Gespräch  mit Studierenden und auf regelmäßigen Plenumssitzungen angereichert. Am Donnerstag, den 20. April 2023, unterbreiteten Delegierte der Studierenden der Hochschulleitung insgesamt zwölf Seiten Forderungen. Diese wurden im Anschluss auszugsweise besprochen und einzelne Vereinbarungen dazu getroffen.

Gesine Bär, Prorektorin für Forschung, Kooperation und Weiterbildung, war eine der Verhandlerinnen auf Seiten der ASH-Hochschulleitung. Bär kommentiert: “Die Studierenden nehme ich als sehr identifiziert mit der Hochschule wahr, und gerade deshalb nehmen sie sich den Raum und gehen so hartnäckig mit uns in die Auseinandersetzung. Ich bin beeindruckt davon, wie die Studierenden den Freiraum gestaltet haben.” Bär findet “besonders, dass sie sich nach der Coronazeit jetzt vernetzt und sehr umfangreich Forderungen entwickelt und hochschulpolitisches Bewusstsein geschärft haben. In vielem werden wir an einem Strang ziehen und langfristig werden wir als Hochschule von dem studentischen Engagement profitieren.”

Die Forderungen der Besetzer_innen Alice_Besetzt umfassen Punkte wie unter anderem das Anliegen, die Partizipation von Studierenden in Zukunft noch weitaus besser zu ermöglichen, mehr Räume für studentische Teilhabe, erlebten Diskriminierungen an der Hochschule strukturell und faktisch entgegenzutreten. Die Studierenden setzen sich für inklusive, besser organisierte, besser begleitete und faire Studienbedingungen ein. Und sie benennen das Outsourcing von Dienstleistungen, wie Reinigung und Pförtnerei, zu wenige und nicht besetzte Stellen in der Verwaltung sowie die prekären Arbeitsbedingungen von zu vielen Dozierenden als strukturelles Problem.
Erst das  Mittel der Besetzung habe aus ihrer Perspektive die Sichtbarkeit für Problemlagen geschaffen, die sehr lange unter den Tisch gefallen seien.

“Im ersten Moment tut es weh zu hören, dass die genannten Themen seit Jahren nicht richtig angegangen wurden”, sagt Bettina Völter, Rektorin der ASH Berlin, die ebenfalls mit den Studierenden verhandelt hat. “Es ist jedoch richtig, dass die genannten Themen innerhalb und außerhalb der Gremien wieder oder weiter angegangen werden müssen. Die Studienbedingungen für Pflegestudierende z.B. sind bundesweit nach wie vor eine Katastrophe und müssen dringend verbessert werden. Es ist ungerecht, dass Studierende mit Fluchterfahrung, die sich auf das Studium in unserem Pre-Study-Programm vorbereiten, aufgrund ihres Status als Gasthörer_innen in der Mensa höhere Preise zahlen müssen als die in die regulären Studiengänge eingeschriebenen Studierenden. Unsere Hochschule kämpft nach wie vor mit dem immensen Wachstum und muss die Organisation von Studium und Lehre dringend in den Griff bekommen. Und wir dürfen uns nichts vormachen: Die ASH Berlin ist trotz ihres Leitbilds und vieler Errungenschaften ein Ort in der Gesellschaft, in dem strukturell und faktisch nach wie vor diskriminiert wird oder ungerechte Verhältnisse behoben werden müssen. Hier legen die Studierenden den Finger zu Recht in die Wunde.“
Völter weiter: “Ich danke den Studierenden, die intensiv und ernsthaft eine Woche lang organisiert, zugehört, aufgenommen und ihre Anliegen entwickelt haben, für die Lebendigkeit, die Vielfalt von Positionen und Diskussionen, die in unserer Hochschule nach der Coronaflaute plötzlich wieder herrschen. All das war anstrengend, aufreibend und blieb immer produktiv: Respekt!”
Die Hochschulleitung und die Akteur_innen von Alice_Besetzt haben sich über einzelne Forderungen verständigt, die schnell umzusetzen sein können, wie die regelmäßige Durchsage des AStA über Lautsprecher, um die Studierenden zu informieren und eine strukturell verankerte Studierendenvollversammlung im AudiMax.

Als Zwischenergebnis der Verhandlungen endet die AudiMax-Besetzung am Freitagabend um 21 Uhr. Über weitere Kernforderungen werden die Verhandlungspartner_innen sich am 23. Mai weiter vereinbaren.