Helene Weber

Erstes Porträt der Serie „Frauenwahlrecht und bedeutende Frauen 1918“.

Deutschland feiert 100 Jahre Frauenwahlrecht. Am 30. November 1918 trat das Reichswahlgesetz in Kraft, das Frauen in Deutschland zum ersten Mal das aktive und passive Wahlrecht garantierte. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlicht die ASH Berlin eine Porträt-Serie zum Thema „Frauenwahlrecht und bedeutende Frauen 1918“. Dabei werden drei besondere Frauen vorgestellt, die im Geburtsjahr des Frauenwahlrechts in Deutschland politisch eine große Rolle gespielt haben. Die einzelnen Porträts werden hier auf der Website sowie auf den Social-Media-Kanälen der ASH Berlin zu finden sein.

Helene Weber

Helene Weber (17.3.1881 in Elberfeld -25.7.1962 Bonn) wurde als zweites von sechs Kindern in Elberfeld geboren. Sie eiferte zunächst ihrem Vater nach und wurde 1900 Volksschullehrerin. Anschließend beschritt sie einen für Frauen ihrer Zeit eher untypischen Weg: Sie entschied sich 1905 für ein Studium der Geschichte, Romanistik, Philosophie und Sozialpolitik in Bonn und Grenoble/Frankreich. 1909 absolvierte sie die Prüfungen für das wissenschaftliche Lehramt an mittleren und höheren Schulen und wurde Studienrätin. Am 8. November 1916 übernahm sie die Leitung der neuen sozialen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes in Köln und wurde Vorsitzende des Vereins der Katholischen Sozialbeamtinnen Deutschlands.

Am 19. Januar 1919 durften endlich auch Frauen in Deutschland wählen und Weber erhielt als Kandidatin der Deutschen Zentrumspartei ein Mandat im Wahlkreis Düsseldorf. Sie wurde noch im selben Jahr als Referentin in das Preußische Ministerium für Volkswohlfahrt nach Berlin berufen. Von 1920 bis 1932 übernahm sie als Ministerialrätin die Leitung des Dezernats „Soziale Ausbildung und Jugendfragen“. Sie war die erste Frau Deutschlands in leitender Position in einem Ministerium. Von 1922 bis 1933 war Weber zunächst Mitglied im Preußischen Landtag und später Reichstagsabgeordnete und befasste sich vor allem mit sozialpolitischen Fragen, wie der Frauenbildung, der Jugendwohlfahrt und dem Familienrecht. Sie bot von 1929 bis 1932 nebenbei vereinzelt Lehrveranstaltungen an der von Alice Salomon geleiteten „Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“ an. 1930 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Staatswissenschaften.

Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde sie wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ fristlos aus dem Staatsdienst entlassen und war von 1933 bis 1943 im Fürsorge- und Caritasdienst in Berlin tätig. Nach dem Kriegsende schloss sich Weber der neu gegründeten CDU an. 1949 wurde Weber als CDU-Kandidatin in den Ersten Deutschen Bundestag gewählt und ein Jahr später Mitglied der deutschen Delegation des Europarats. Sie erhielt 1956 das Große Verdienstkreuz mit Stern und 1961 das Schulterband zum Großen Bundesverdienstkreuz. Am 25. Juli 1962 verstarb sie im Alter von 81 Jahren. Heute tragen unzählige Initiativen, Einrichtungen, öffentliche Straßen und Plätze in ganz Deutschland ihren Namen.

 

 

Quellen: Maier, Hugo (Hg.): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg i. Br. 1998

Baron, Rüdeger (Hg.): Sozialarbeit und Soziale Reform : Zur Geschichte eines Berufs zwischen Frauenbewegung und öffentlicher Verwaltung ; Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Sozialen Frauenschule Berlin-Schöneberg / Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin, Weinheim, Basel 1983

Haunhorst, Regina/Trösch, Sven: Biografie Helene Weber, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/helene-weber.html
(Zuletzt besucht am 23.11.2018)