Kämpferin gegen die Kindersklaverei mit Alice Salomon Award ausgezeichnet

Der mit 6.000 Euro dotierte Alice Salomon Award 2018 der Alice Salomon Hochschule Berlin geht an die Frauenrechtlerin Urmila Chaudhary

Der Alice Salomon Award 2018 geht an Urmila Chaudhary. Die Frauenrechtlerin aus Nepal und Repräsentantin des "Freed Kamlari Development Forum" (FKDF) wird am 13. Januar 2018 im Rahmen des Neujahrsempfangs der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) in der Berlinischen Galerie für ihren Mut ausgezeichnet. Von den Eltern als Kleinkind verkauft, aufgewachsen als Sklavin, befreite sich die junge Frau nach elf Jahren in Gefangenschaft. Heute bekämpft die Aktivistin das Unrecht, das ihr widerfahren ist.

In Gedenken an die Verdienste ihrer Namensgeberin ehrt die ASH Berlin seit 2001 mit dem Alice Salomon Award Frauen wie Urmila Chaudhary. Frauen, die für die Emanzipation Herausragendes geleistet haben. Starke Frauen, die im übertragenen Sinn an die Pionierleistung Alice Salomons unter heutigen Bedingungen anknüpfen. Der Preis ist dotiert mit 6.000 Euro.

Die Jury begründet ihre Wahl wie folgt: "Mit ihrem Engagement für die Rechte, die Freiheit und die Bildung der Mädchen in Nepal hat sich Urmila Chaudhary im Sinne Alice Salomons aktiv mit gesellschaftlichen Zuständen, sozialen Problemen und der Diskriminierung von Mädchen und Frauen auseinandergesetzt, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam gemacht und ist diesen entgegengetreten. Alice Salomon hat in ihren Konzeptionen die Verwirklichung des Sozialen als einer sozial gerechten Gesellschaft nicht delegiert, sondern in der Verantwortung des und der Einzelnen aufgefasst, Urmila Chaudhary hat dies in ihrem Wirken umgesetzt."

Urmila Chaudhary – zur Person

Chaudhary ist erst fünf oder sechs Jahre alt, als sie wegen finanzieller Nöte der Familie von ihrem Bruder als Kamalari nach Kathmandu verkauft wird. Kamalari heißt übersetzt „hart arbeitende Frau“. Dem Mädchen blieb jede Schulbildung verwehrt, Lesen bringt sich die Autodidaktin in Gefangenschaft selbst bei. Mit etwa 17 Jahren kann sie sich befreien und kehrt zur Familie zurück.

Sie erfährt vom „Common Forum for Kamlari Freedom“, einer selbstorganisierten Gruppe von Mädchen, die auf den Straßen ihrer Heimatregion gegen das bestehende Kamalari-Sklavensystem demonstrieren. Statt nach Kathmandu zurückzukehren, schließt sie sich der Gruppe an und besucht bald eine Schule. Chaudhary lernt schnell und fällt innerhalb des Forums auf, da sie bereit ist, über das Geschehene und ihre Gefühle zu sprechen.

2010 gründet sie mit anderen den gemeinnützigen Verein „Freed Kamlari Development Forum“ (FKDF), dessen Präsidentschaft sie später übernimmt. Die Mädchen geben Trauma-Theater-Workshops, planen Empowerment-Kampagnen, organisieren Demonstrationen und befreien durch Aufklärungsarbeit mehr als 13.000 Kamalari aus nepalesischen Haushalten. Inzwischen ist Urmila Chaudhary von der Präsidentschaft des FKDF zurückgetreten, um sich ihrer eigenen Schulbildung widmen zu können, den Verein unterstützt sie weiterhin aktiv. Ihr großer Traum ist es, Jura zu studieren und als Rechtsanwältin für junge Mädchen in Nepal und deren Zukunftsperspektiven zu kämpfen.

Kamalari (engl. Kamlari)

Mädchen zwischen sechs und 16 Jahren werden von ihren Eltern an wohlhabende Familien verkauft oder verliehen. Die Eltern bekommen dafür einen Minimallohn von 40 bis 50 US-Dollar jährlich. Die Mädchen sind Leibeigene, ohne jegliche Rechte. Arbeitstage von 16 Stunden, meistens im Haushalt aber auch in der Landwirtschaft, sind die Regel. Eine Schule dürfen sie nicht besuchen.

Interview-Möglichkeiten

Urmila Chaudhary und Sunita Kumari Chaudhary, die aktuelle FKDF-Präsidentin und Nachfolgerin von Urmila Chaudhary, werden von 11. bis 15. Januar 2018 in Berlin sein.

Wir vermitteln Pressevertreter_innen gerne Gesprächstermine, um zum Beispiel über die Kamlari-Problematik, Menschen- oder Frauenrechte zu sprechen.


Alice Salomon Award & Neujahrsempfang der ASH Berlin

Mit dem Preis will die Hochschule dazu beitragen, das Lebenswerk Alice Salomons stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu holen und es in seiner Aktualität und fortdauernden Bedeutung zu würdigen.

Termin: 13. Januar 2018, 20 Uhr

Ort: Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin

Anmeldung unter: award@ash-berlin.eu