Würfelzucker kontingentieren? – Professionelle Standards und sozialpolitische Basis für Soziale Arbeit mit Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften

Bundesweiter Arbeitskreis von Hochschullehrer/-innen unter Initiative der Alice Salomon Hochschule Berlin veröffentlicht Positionspapier

Hochschullehrer/-innen aus ganz Deutschland haben in den vergangenen Wochen in einem bundesweiten Arbeitskreis ein Positionspapier entwickelt, mit dem sie auf die prekären und ungeregelten Bedingungen für Soziale Arbeit mit geflüchteten Menschen in Gemeinschaftsunterkünften hinweisen und die Umsetzung notwendiger professioneller Standards einfordern.

Sozialarbeiter/-innen, die in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete arbeiten, berichten darüber, dass Qualitätsstandards professioneller Sozialer Arbeit im Rahmen ihres Tätigkeitsfeldes weit unterschritten werden. Sie müssen mandatswidrige Handlungen ausführen (z.B. Würfelzucker kontingentieren[1], Amtshilfe für die Polizei leisten oder die Ausgabe von Essen an Bedingungen knüpfen etc.), arbeiten mit einem Personalschlüssel von 1:150 und werden mit fachfremden Tätigkeiten (wie Essenausgabe oder Verteilung von Wäschemarken) überhäuft, die anderes Personal übernehmen könnte. All dies hat zur Konsequenz, dass Sozialarbeitende in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete kaum Ressourcen haben, um professionelle Soziale Arbeit zu leisten.

Der Arbeitskreis wurde initiiert von Prof. Dr. Barbara Schäuble und Prof. Dr. Nivedita Prasad, die beide an der Alice Salomon Hochschule Berlin im Bereich Soziale Arbeit lehren. „Mit dem Positionspapier möchten wir eine Diskussion über Qualitätsstandards für Soziale Arbeit im Rahmen der Flüchtlingssozialarbeit entfachen. Wir freuen uns, dass bereits 133 Professor/-innen aus ganz Deutschland das Papier unterzeichnet haben und unsere Forderungen unterstützen.“, so Prof. Dr. Nivedita Prasad.

Ziel der Veröffentlichung des Positionspapiers ist es zum einen Praktiker/-innen dabei zu unterstützen, ihre fachlichen Standards gegenüber Betreiber/-innen von Einrichtungen zu verteidigen. Zum anderen sollen die Landesbehörden (z.B. das LaGeSo) dafür gewonnen werden, entsprechende Mindeststandards für Soziale Arbeit in Gemeinschaftsunterkünfte festzulegen.

Das Positionspapier, das vorgestern am „World Social Work Day“ (http://ifsw.org/world-social-work-day-2016/) von Prof. Prasad in Genf der Öffentlichkeit sowie Vertreter/-innen des UNHCR vorgestellt wurde, steht auf der folgenden Internetseite zum Download bereit: http://www.fluechtlingssozialarbeit.de/

Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen oder bei Bedarf an einem Interview direkt an Prof. Dr. Nivedita Prasad (prasad@ash-berlin.eu).

[1] Muy, Sebastian 2016: Interessenkonflikte Sozialer Arbeit in Flüchtlingssammelunterkünften gewerblicher Träger in Berlin, unveröffentlichte Masterarbeit im Rahmen des Masterstudiengangs „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession“, S. 62