Research, Forschung Wohnen ist ein Menschenrecht. Wir arbeiten dafür.

Eine sichere, angemessene und dauerhaft finanzierbare Unterkunft ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben. Lehrende wie Studierende der Alice Salomon Hochschule Berlin engagieren sich daher seit Jahren auf dem Gebiet – von der Wohnungslosen-Kochgruppe des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit bis zur Entwicklung des „Lebenslagenindex wohnungslose Menschen“.

Geschätzt liegt die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland aktuell bei etwa 900.000. In Berlin hat sie sich in den letzten vier Jahren auf 37.000 vervierfacht. Als wohnungslos gelten Menschen, die keinen Mietvertrag haben. Sie leben in Notunterkünften, in Wohnheimen, Hostels, kommunalen Einrichtungen oder bei Freunden. Manche übernachten im öffentlichen Raum.

Aktuell forscht Susanne Gerull, Professorin für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin, dazu, wie Wohnungslose in für sie konzipierten Angeboten besser mitbestimmen können. Die Studie „Partizipation in der Wohnungslosenhilfe“ ist die erste bundesweite empirische Studie auf dem Gebiet. Welche Wünsche und Vorstellungen haben die Betroffenen und Professionellen? Wie wird die Forderung nach mehr Teilhabe der Betroffenen in der Praxis umgesetzt und auf welchen Ebenen geschieht dies? Werden sie in der Sozialplanung und in Gesetzgebungsprozessen gehört? „Besonders an der Studie ist, dass sie selbst in Kooperation mit Betroffenen entstand; beispielsweise werteten Wohnungslose Gesprächsprotokolle anderer Betroffener aus“, so Prof. Gerull. Im Herbst 2018 erscheinen die Ergebnisse in einer umfassenden Buchpublikation. Bereits jetzt gibt es eine Zusammenfassung in leichter Sprache, sodass – im Sinne eines Praxis-Theorie-Praxis-Transfers – vor allem Wohnungslose selbst die Erkenntnisse nutzen können.

Für die Zukunft planen Lehrende der Alice Salomon Berlin Hochschule Forschungs- und Kooperationsprojekte im Bereich „Housing First“. Dieser Ansatz in der Wohnungslosenhilfe hat seine Ursprünge in den USA und wird bereits in Österreich, Portugal und anderen europäischen Ländern erfolgreich umgesetzt. Wie der Name nahelegt, wird Wohnen dabei als Ausgangspunkt und nicht als Endziel gesehen. Denn wer sich nicht täglich aufs Neue um eine Übernachtungsmöglichkeit sorgen muss, kann sich stattdessen um sich selbst kümmern – gesund werden, Beziehungen pflegen, vielleicht von Alkohol- oder Drogensucht wegkommen und möglicherweise eine Arbeit aufnehmen. In der Praxis funktioniert es folgendermaßen: Wohnungslose erhalten zum einen ein normales Mietverhältnis, zum anderen ein spezielles Unterstützungsangebot, das sie – anders als in der klassischen Wohnungslosenhilfe – nutzen können, aber nicht müssen.

In Forschung und Lehre leistet die Alice Salomon Hochschule Berlin einen Beitrag dazu, die breite Öffentlichkeit für das Thema Wohnungslosigkeit zu sensibilisieren und Lösungen zu erarbeiten. Eine Aufgabe, die angesichts wachsender Städte und zunehmender Gentrifizierung immer dringlicher wird.

 

Weiterführende Links:

Zusammenfassung der Ergebnisse der Partizipations-Studie in Leichter Sprache: www.susannegerull.de/

Mehr zum „Lebenslagenindex wohnungslose Menschen“:
www.susannegerull.de/


Zum Bachelor Soziale Arbeit an der ASH Berlin:
www.ash-berlin.eu/studium/

 

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